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Die Entwicklung der Schrift gilt als Voraussetzung der Buchproduktion. Bereits 40.000 Jahre alte Höhlenmalereien zeigen, dass vor allem über Bilder kommuniziert wurde. Im Verlauf der Geschichte abstrahierten sich deren Formen immer weiter bis hin zu den Buchstaben, die wir heute kennen. Mit der Schrift entwickelten sich auch die Beschreibstoffe weiter. Während die Zeichen der Keilschriften mit einem Griffel auf feuchtem, noch nicht gebranntem Ton eingedrückt wurden, beschrieben die Ägypter ihre Papyrusrollen mit einem Pinsel, eingetaucht in eine Lösung aus Ruß und Akazienextrakt. Daneben existierte auch Pergament, welches sich ab der Spätantike als wichtigstes Beschreibmaterial etablierte, da es vor allem in der Vorform des Buches – in der Schriftrolle – transportiert werden konnte. Die Herstellung der benötigten Materialien und das mühsame und zeitintensive handschriftliche Kopieren der Texte, welches seit dem frühen Mittelalter hauptsächlich in klösterlichen Skriptorien stattfand, machten Bücher über lange Zeit zu einem wahren Luxusgut. Auch das Lesen war nur der gelehrten Oberschicht und der Geistlichkeit vorbehalten.

Dies änderte sich ab dem 13. Jh. Die Menschen zog es weg vom Land. Städte und Universitäten wurden gegründet. Auch das gemeine Volk lernte lesen. Schnell stellte sich heraus, dass die Produktion von Büchern viel zu lang dauerte und den wachsenden Bedarf nicht mehr decken konnte. Neben der Gründung von klosterunabhängigen Schreiberwerkstätten, gewann nun das Papier als kostengünstigerer Beschreibstoff zunehmend an Bedeutung. Dennoch sollten noch weitere zweihundert Jahre vergehen bis zur, von Victor Hugo als größtes Ereignis der Weltgeschichte bezeichneten, Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg 1440. Anfänglich waren die ersten Druckerzeugnisse – die Inkunabeln – den Handschriften noch sehr ähnlich, aber der Buchdruck perfektionierte sich und eroberte bald ganz Europa. Nicht zuletzt durch die Reformation explodierte der Büchermarkt förmlich zwischen dem 16. und 18. Jh. Seit etwa 1700 wurde das Format der Bücher handlicher, ein Titelblatt mit den formalen Angaben zum Werk, wie Titel, Autor und Erscheinungsvermerk, wurde Standard. Mit der maschinellen Revolution Ende des 19. Jh. wurden die Arbeitsabläufe in der Buchherstellung weiter optimiert und damit noch zeit- und kostensparender. Heute ersetzen moderne Computer die bisher benutzten Setzmaschinen. Oder es löst bereits eine elektronische Datei das materielle Buch ab, wenn ein sogenannter E-Reader eingeschaltet und der Text auf dem erhellten Bildschirm sichtbar wird.

Aber auch die innere Buchgestaltung entwickelte sich über die Jahrhunderte weiter. Zu Beginn wurden Bücher noch mit handgemalten Schmuck versehen. Später erfolgte die Illustration im Druckverfahren mit Holz- oder Kupferstich. Heutzutage hat die moderne Fotografie veraltete Verfahren völlig verdrängt und ermöglicht hochwertige, dreidimensionale Abbildungen.  

Idee und Auswahl: Charlotte Lenz

Exponateliste

Breviarium (Handschrift)
Köln, [um 1450] | R 56/2304

Gratianus de Clusio: Decretum Gratiani summo studio elaboratum
Basel: Johann Froben, 1493 | R 00/157

August Wilhelm von Mellin: Versuch einer Anweisung zur Anlegung, Verbesserung und Nutzung der Wildbahnen
Berlin: Pauli, 1779 | RA 00/1088

John Boardley: Die Erfindung des Buchs. Zwölf Innovationen der frühen Druckgeschichte
Darmstadt: wbg Theiss, [2020] | L AN 25250 B662

Thomas von Aquin: Incipit prologus Magistri in tertio libro Sententiarum
Venedig: Hermann Liechtenstein, 1490 | RA 01/661

Konrad von Magnetberg: Buch der Natur
Augsburg: Johann Bamler, [1478] | RA 56/4352

Johann Daniel Reitter / Gottlieb Friedrich Abel: Abbildung der hundert deutschen wilden Holz-Arten
Stuttgart: Druckerei der Herzoglichen Hohen Carls-Schule, 1790 | RA 16/846