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Im Zusammenhang mit der sich 1875 entwickelten Idee das Berliner Zeughaus von einem Waffenarsenal in ein Artillerie-Museum umzuwidmen gedieh auch die Überlegung eine Bibliothek in die neue Ruhmeshalle mit eigenen Räumlichkeiten zu integrieren. Dies war sowohl notwendig – bereits ab 1870 begann der Aufbau eines beträchtlichen Forschungsbestandes für die Dokumentation der Sammlungsobjekte –, als auch vorausschauend, sollte doch ihr Gesamtbestand auf etwa 10.000 Bände anwachsen. Der Umfang und die inhaltliche Zusammensetzung ist durch Aktenmaterial, einen zweibändigen Bandkatalog, Auslagerungs- und Bergelisten sowie archivierte Rechnungsbelege nachvollziehbar dokumentiert.

Die eigentliche Erschließung und Ordnung der bereits damals vorhandenen Bestände erfolgte ab dem Gründungsjahr des neuen Heeresmuseums durch ein militärisches Quartett um Oberaufseher Hauptmann a.D. Schroeder. Die ziemlich vernachlässigte Sammlung wurde zunächst in zwei Bestandskomplexe – Bücher und Graphiken – eingeteilt. Jede dieser Bestandskomplexe erhielt eine weitere Einteilung in Untergruppen, welche bei den Monografien mit Buchstaben und beim Bildmaterial mit römischen Ziffern unterschieden wurden. Innerhalb der Untergruppen erfolgte der Zugang jedes einzelnen Werks im sogenannten Numerus Currens, also mit laufender Nummer. Der Bestand der Zeughausbibliothek setzte sich in erster Linie aus kriegswissenschaftlichen Schriften zusammen, zu denen auch wertvolle Handschriften gehörten. Dazu jedoch war auch historische, geografische sowie kunst- und naturwissenschaftliche Literatur vertreten.

Der Zweite Weltkrieg hatte maßgebliche Auswirkungen auf die Zeughausbibliothek. Noch erhaltene Archivdokumente berichten über mindestens acht Aus- und Umlagerungen von Teilen der Museumssammlung zu denen auch Bücher gehörten, u.a. in den Flakturm am Zoo (Berlin), ins Schloss Graudenz (Westpreußen) und in den Salzbergwerksstollen Merkers/Röhn. Trotz der katastrophalen Zerstörung des Zeughauses überlebte unter der nicht eingestürzten Decke in der Nordwestecke des Gebäudes fast die Hälfte der Bücher der Zeughausbibliothek, welche zuvor nicht evakuiert worden waren. Als 1948 das Zeughausmuseum abgewickelt wurde, wurden auch die Reste der Bibliothek an unterschiedliche Einrichtungen, u.a. an die Öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek, heute die Staatsbibliothek zu Berlin abgegeben. Nicht alle diese Objekte, auch von denen man annahm, dass sie während des Kriegs „in Sicherheit“ waren, fanden nach der Gründung des Museums für Deutsche Geschichte (DDR) ins Zeughaus zurück. In der Tat ist der Verbleib einer erheblichen Menge an Büchern bis heute ungewiss und ein Verbleib in Russland anzunehmen. Aus den Beständen der DHM-Bibliothek konnten bislang etwa 2.600 Bände der ehemaligen Zeughausbibliothek zugeordnet werden. Diese sind anhand von zeughausbibliothekstypischen Provenienzmerkmalen, wie z.B. Einbänden, Signaturen, und Eigentumsstempeln für uns heute identifizierbar. Die Suche nach verschollenen Exemplaren und ihren ungeklärten Biografien dauert weiterhin an.

Idee und Auswahl: Charlotte Lenz

Exponateliste

Hagemann, L: Handbuch für die Königlich Hannoversche Artillerie-Brigade
Hannover: Königl. Hofbuchdruckerei, 1840 | M 57/1024

de Cazenove, Léonce: La guerre et l‘humanité au XIXe siècle
Paris: Arnauld de Vresse, [1869] | RA 57/2149

Mila, Adalbert: Materialien zur Geschichte d. Bekleidung & Ausrüstung der Königlich Preußischen Armee seit 1808, Band 9
Handschriftliches Manuskript [o.A.] | M 57/1880 -9

Mémoire über die Belagerung der Citadelle von Antwerpen im Jahre 1832 nach eigener Besichtigung aufgesetzt
Handschriftliches Manuskript [o.A.] | RA 18/415

Dürer, Albrecht: Etliche vnderricht zu befestigung der Stett Schlosz vnd flecken 
Nürnberg: [Andreae], 1527 | RA 56/485<angeb.3>

von Wedell: Bericht des Commandeurs des 8. Pommerschen Infanterie Regiments No. 61
Dôle: Handschriftliches Manuskript, 2. Mai 1971 | RA 57/1719

Ausrüstungs-Nachweisung für die eine Artillerie-Munitions-Kolone C/73
[o.A.], ausgestellt 1878 | M 57/1148 -1<a>

von Bessel, Friedrich Wilhelm: Entwurf eines Militair-Feld-Reglements
Hannover: Heinr. Ernst Christoph Schlüter, 1778 | 71/1644