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Die öffentliche Erinnerung Großbritanniens an den Ersten Weltkrieg war Thema des Vortrags von Prof. Dr. David Reynolds, Professor für europäische Zeitgeschichte, britische und amerikanische Geschichte an der University of Cambridge, der am 9. Juli im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums stattfand.

Prof. Dr. Alexander Koch, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, begrüßte zunächst die rund 80 interessierten Zuhörer, darunter den britischen Botschafter Simon McDonald. Reynolds stellte dem Berliner Publikum anschließend versiert und mit Witz die wichtigsten Thesen seiner preisgekrönten Studie "The Long Shadow. The Great War and the Twentieth Century" vor.

Die öffentliche Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, so Reynolds, unterscheide sich deutlich von der anderer kriegsbeteiligter Nationen und habe Auswirkungen bis in die Gegenwart. Zu spüren sei das insbesondere im widerwilligen Beitritt Großbritanniens in die Europäische Union – wo es bis heute ein „schwieriges Mitglied“ sei.

Das Bild von Europa in Großbritannien formten insbesondere die Erinnerungen an den „Great War“. Schon die Voraussetzungen für die Beteiligung der Briten seien ganz andere gewesen als für Deutschland oder Frankreich. Reynolds betonte, nicht nationale Interessen hätten im Vordergrund gestanden, in erster Linie sei es eine moralische Angelegenheit gewesen: Bis heute stehen die Gräueltaten an der deutschen Westfront im Mittelpunkt der Erinnerung. Auch nach der Erfahrung des zweiten Weltkriegs blieben die Briten auch begrifflich beim „Great War“ als guter Krieg gegen den preußischen Militarismus und für liberale Werte.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs sei es für die Briten schließlich schwieriger gewesen, die Kriegserinnerungen hinter sich zu lassen, während Deutschland und Frankreich aufeinander zugingen und schließlich zu Gründungsmitgliedern der Europäischen Union wurden. In Großbritannien dagegen ist die Euro-Skepsis bis heute groß.

Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „1914–1918. Der Erste Weltkrieg“ findet noch bis Ende November ein vielfältiges Programm zum Thema statt.