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Die Ausstellung "1914-1918. Der Erste Weltkrieg" bietet in einer breiten europäischen und globalen Perspektive eine Übersicht zu den Ereignissen des Ersten Weltkriegs und ihren Zusammenhängen. Anhand von 14 Orten – konkreten Schlachtfeldern wie Verdun, Tannenberg oder Gallipoli, aber auch politisch-kulturellen Zentren wie Petrograd oder Berlin – werden stellvertretend wichtige Stationen und Situationen des Krieges vermittelt.  Übergreifende Themen wie der globale Wirtschaftskrieg oder das weltumspannende System der Kriegsgefangenschaft werden in gesonderten Räumen dargestellt. Gleichzeitig bietet die Ausstellung auch einen persönlichen Zugang zu den Ereignissen des Ersten Weltkriegs: Die Erfahrungen von Zeitgenossen werden anhand von Tagebüchern und anderen persönlichen Objekten dargestellt. Inwiefern die Folgen des Ersten Weltkrieges bis in unsere Gegenwart reichen, fragen interaktive Elemente in der Ausstellung.

KONTEXT

Den Rahmen der Ausstellung bildet die Zeit unmittelbar vor und nach dem Ersten Weltkrieg: Im Eingangsbereich begegnen Besucherinnen und Besucher der globalisierten Welt um die Jahrhundertwende, in der Staaten weltweit kulturell, ökonomisch und politisch eng miteinander verflochten waren. Die Situation im Deutschen Kaiserreich steht dabei exemplarisch für den Zukunftsoptimismus, aber auch die politischen und gesellschaftlichen Spannungen im Vorfeld des Krieges.
Spuren, die der Weltkrieg in ganz Europa hinterließ, zeigt der Ausgang des Ausstellungsrundgangs: die Trauer über die Toten, die radikale Veränderung der politischen Landkarten, aber auch ungelöste Konflikte.

ORTE

Eine Markierung am Boden führt zu den 14 geographisch angelegten Themenräumen: Der französische Fluss Marne versinnbildlicht zu Beginn die schockierende Erfahrung des neuen Krieges im Spätsommer 1914. Mit dem Scheitern der deutschen Offensive wurde die Illusion eines raschen Sieges und schnellen Kriegsendes zerstört. Am Beispiel des deutschen Sieges in Tannenberg unter General Paul von Hindenburg im August 1914 werden der Kult um Kriegshelden und staatlich gelenkte Propaganda thematisiert. Die Merkmale des industrialisierten Krieges mit seinen neuartigen Techniken des Tötens und Verletzens bei meist minimalen Raumgewinnen werden anhand der Orte Verdun und Ypern sowie der Flüsse Somme im französischen Norden und Isonzo in den Julischen Alpen verdeutlicht. Für die globale Ausdehnung der Gewalt und deren drastische Folgen für Soldaten und Zivilbevölkerung stehen die Orte Gallipoli und Deutsch-Ostafrika. Formen der Besatzung als Teil der neuen Kriegsführung werden an den Beispielen der belgischen Hauptstadt Brüssel an der Westfront sowie den österreichisch-ungarischen Städten Gorlice und Tarnów im Osten veranschaulicht. Das österreichisch-ungarische Galizien steht nicht nur für eine entscheidende militärische Niederlage der Habsburgermonarchie im Herbst 1914, sondern auch für die Angst vor „inneren Feinden“ in den Vielvölkerstaaten Europas. Unterschiedliche Entwicklungen lassen sich an den beiden politischen und kulturellen Zentren Berlin und Petrograd zeigen: Während die Kriegsmüdigkeit im Russischen Reich 1917 zu Revolution und Bürgerkrieg führte, riefen die Entbehrungen in Berlin erst später politische Unruhen hervor. Das französische Amiens schließlich verdeutlicht als exemplarischer Schauplatz der Kämpfe im letzten Kriegsjahr die verzweifelten Siegeshoffnungen und das Scheitern der letzten deutschen Offensive.

RÄUME

Die Ausstellung nimmt nicht nur konkrete Orte, sondern auch globale Räume des Krieges als Ausgangspunkt: Sie thematisiert die neuartige Kriegsführung, die zur See sowie zunehmend in der Luft stattfand; in einer multimedialen Präsentation wird die weltumspannende Kriegswirtschaft beleuchtet, mit der die totale Mobilisierung aller Ressourcen einherging. Ein weiterer Raum widmet sich der Kriegsgefangenschaft, die in ihrem Umfang und ihrer globalen Ausdehnung ohne Beispiel war. Außerdem lässt ein gesonderter Bereich in den von Extremen geprägten Alltag der Soldaten an den Fronten weltweit blicken.

PERSPEKTIVEN

Besucherinnen und Besucher erhalten an vielen Stellen des Rundgangs Einblick in die Perspektiven einzelner Zeitgenossen: Persönliche Dokumente und Objekte verdeutlichen individuelle Sichtweisen auf die Ereignisse und Erfahrungen des Krieges. Sie lassen erahnen, wie Militärs und Politiker, vor allem aber die Soldaten und Zivilisten den Krieg wahrnahmen. Die Objekte zeugen von Entbehrungen, Verwundung und Tod, aber auch von der Faszination am neuen, industrialisierten Krieg. Erkennbar sind diese persönlichen Ebenen an ihrer gelben Markierung.

IRRITATIONEN

In und vor der Ausstellung werfen sechs interaktive Stationen irritierende Fragen auf, die ausgehend vom Ersten Weltkrieg einen Bogen bis in die Gegenwart spannen: Welche Auswirkungen hatte der Einsatz von chemischen Kampfstoffen auf die Kriegsführung? Welche Spuren hat der Krieg in unseren Sprachen weltweit hinterlassen? Wie wird er in unterschiedlichen Staaten erinnert? Welche Rolle spielen die Friedensverträge für das heutige Staatengefüge in Europa? An den einheitlich in türkiser Farbe gestalteten Stationen können Besucherinnen und Besucher auch ihr Wissen testen und ihre Meinung zu aktuellen Fragestellungen einbringen.