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Begleitend zur aktuellen Fotoausstellung „Fortschritt als Versprechen. Industriefotografie im geteilten Deutschland” (noch bis 29.5.2023) lädt das Deutsche Historische Museum im Mai zu einer Gesprächsreihe in den Pei-Bau ein: An drei Terminen konfrontieren die eingeladenen Expertinnen und Experten die Repräsentation der Auftragsfotografie mit dem Blick auf die Realität.

Ohne Werk keine Stadt: In der ersten Ausgabe am Mittwoch, den 3. Mai 2023 um 18:30 Uhr sprechen der Historiker Dr. Alexander Kraus sowie der Historiker und Kurator Axel Drieschner über Eisenhüttenstadt und Wolfsburg, die es ohne das Eisenhüttenkombinat Ost und Volkswagen nicht gegeben hätte. Welcher Art war die Beziehung zwischen den Städten und den Werken jenseits der Werbebroschüren? Und welche Lebens- und Arbeitsrealitäten klammern sie aus?

Alle Termine der Gesprächsreihe „Repräsentation und Realität“:

Mittwoch, 3. Mai 2023, 18:30 Uhr
Eine Stadt, ein Werk: Eisenhüttenstadt und Wolfsburg
Kurzvorträge und Gespräch mit Dr. Alexander Kraus und Axel Drieschner

Ohne Werk keine Stadt: Eisenhüttenstadt und Wolfsburg hätte es ohne das Eisenhüttenkombinat Ost und Volkswagen nicht gegeben. Welcher Art war die Beziehung zwischen den Städten und den Werken jenseits der Werbebroschüren, welche Lebens- und Arbeitsrealitäten klammern sie aus?

Mittwoch, 10. Mai 2023, 18:30 Uhr
Frauen am Werk: Geschlecht und Gesellschaft
Kurzvorträge und Gespräch mit Dr. Monika Mattes und Henrike Voigtländer

Fingerspitzengefühl und Feinfühligkeit: Die Arbeit in der Textil- und Chemieindustrie war vielfach weiblich konnotiert; Broschüren und Flyer zeigen fast ausschließlich weibliche Beschäftigte.  Welche Rollenbilder von Weiblichkeit und weiblicher Arbeit inszenieren die Bilder – und entsprechen sie dem, was Frauen in den Werken leisteten und erlebten?

Mittwoch, 17. Mai 2023, 18:30 Uhr
Werkverlust: Stahlkrise und Strukturwandel
Kurzvorträge und Gespräch mit Prof. Dr. Lutz Raphael und Dr. Annette Schuhmann

Weißer Rauch aus Industrieschornsteinen, Betriebsstilllegungen und Entlassungen nur jenseits der Kamera: Umweltschäden und Strukturwandel sind keine Themen für Unternehmenskommunikation. Welche Entwicklungen von Stahl- bis Wirtschaftskrise prägten die Zeit, wurden aber nicht abgebildet?

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: https://www.dhm.de/anmeldung-programm-industriefotografie/

Das Begleitprogramm kann auf dem DHM-Soundcloud-Kanal nachgehört werden.

Zur Ausstellung:

Dramatisch beleuchtete Produktionshallen, glühender Stahl, scheinbar endlose Fließbänder, breite Lächeln auf rußverschmierten Gesichtern – hinter diesen wohl bekanntesten Motiven der Industriefotografie stehen Versprechen: die Aussicht auf mehr Konsum, schönere und funktionellere Produkte, höhere Arbeits- und Lebensqualität, technische Weiterentwicklung. Kurz: Fortschritt. Das Medium der Fotografie begleitet Unternehmen und Betriebe bereits seit den 1850er Jahren und hat einen eigenen Bildkanon geprägt.

Die Ausstellung präsentiert eine Auswahl fotografischer Arbeiten, die in den Jahrzehnten der deutschen Teilung zwischen 1949 und 1990 im Auftrag westdeutscher Unternehmen und ostdeutscher Betriebe entstanden sind. Erstmals werden diese eindrucksvollen Fotografien im Kontext ihrer zeitgenössischen Verwendung gezeigt: nämlich in vielfältig gestalteten Printmedien der Stahl-, Chemie-, Textil- und Automobilindustrie. Dabei richten die Kuratorinnen Carola Jüllig und Stefanie Regina Dietzel den Blick auf die mit den historischen Bildquellen verknüpften Vorstellungen und machen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Darstellungen des Fortschritts – und damit des Versprechens auf ein besseres Leben – in Ost und West sichtbar.

Die Fotografien sind vor dem Hintergrund ihrer Entstehung zu sehen: Während die Bundesrepublik ab den 1950er Jahren einen beispiellosen ökonomischen Aufstieg vollzog, steuerte die Wirtschaft der DDR bis Ende der 1980er Jahre zunehmend auf ihren Bankrott zu. Die repräsentativen Auftragsfotografien spiegeln das Selbstverständnis beider deutscher Staaten als Industrienationen und das damit verbundene Menschenbild. Sie geben wenig Aufschluss über tatsächliche Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen, vielmehr zeigen sie Inszenierungen der Wirklichkeit, mit denen Fortschrittsversprechen und Aufschwungserzählungen in DDR wie BRD transportiert werden sollten.