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Unter dem Titel „Staatsbürgerschaft vs. Reichsbürgerschaft” lädt das Deutsche Historische Museum am Mittwoch, den 23. November 2022 um 18.30 Uhr zur nächsten Diskussion im Rahmen der vierteiligen Reihe „Staatsbürgerschaft vs. …“ in den Pei-Bau ein.

Die politische Zugehörigkeit zu einem Reich oder Staat folgt historisch unterschiedlichen rechtlichen Regeln. Neuere politische Bewegungen suchen die Zugehörigkeit zu einem historischen „Deutschen Reich“ gegen den gegenwärtigen deutschen Staat auszuspielen. Welche historischen Argumentationen und politischen Absichten liegen diesem Konflikt zugrunde? In welchem Zusammenhang stehen diese Konflikte um Staatsbürgerschaft zu übergreifenden politischen Ordnungsvorstellungen und sozialen Konstellationen? Über diese Fragen spricht Dieter Gosewinkel, Historiker und Kurator der aktuellen Ausstellung „Staatsbürgerschaften. Frankreich, Polen, Deutschland seit 1789“, mit der Kultursoziologin Andrea Kretschmann und dem Juristen Christoph Schönberger.

Andrea Kretschmann ist Professorin für Kultursoziologie an der Leuphana Universität Lüneburg, assoziierte Forscherin im Projekt „Staat, Recht und politischer Konflikt“ des Centre Marc Bloch in Berlin sowie an der Leuphana Law School. 2020 veröffentlichte sie zusammen mit Walter Fuchs in der Zeitschrift für Rechtssoziologie den Beitrag „Gegengründungen: Antidemokratische Staatsverweigerung“ über „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“ in Deutschland und Österreich.

Christoph Schönberger ist Professor für Staatsrecht, Staatsphilosophie und Recht der Politik an der Universität zu Köln. Zusammen mit Sophie Schönberger hat er den Band „Die Reichsbürger. Verfassungsfeinde zwischen Staatsverweigerung und Verschwörungstheorie“ (Campus 2020) herausgegeben; die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte ein Gespräch mit beiden unter dem Titel „Das Reich komme! Aber woher? Und wohin? Über die Wurzeln der Reichsbürger und das dünne Eis unter unserem Rechtssystem“ als online verfügbaren Podcast.

Kommende Termine der Gesprächsreihe „Staatsbürgerschaft vs. …“:

Mittwoch, 14. Dezember 2022, 18.30 Uhr
Staatsangehörigkeit vs. Religionszugehörigkeit

Mit Beiträgen von Christian Joppke und Miriam Rürup

Der säkularisierte Staat der Gegenwart definiert Staatsbürgerschaft grundsätzlich ohne Ansehen der Religion. Das war – und ist – nicht immer so. Welche Religionszugehörigkeiten wurden historisch im Zugang zu staatsbürgerlichen Rechten benachteiligt bzw. prämiert? Gibt es auch heute noch religiöse Voraussetzungen und Folgen beim Erwerb einer Staatsbürgerschaft oder religiöse Auffassungen und Handlungsanleitungen, die im Gegensatz zu den Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit moderner Staatsangehörigkeit stehen?

Mittwoch, 11. Januar 2023, 18.30 Uhr
Staatsbürgerschaft vs. Weltbürgerschaft

Mit Beiträgen von Seyla Benhabib und Ayelet Shachar

Die an einen partikularen Staat gebundene Staatsbürgerschaft steht im Gegensatz zu einer universalistisch begriffenen Weltbürgerschaft. Spannungen zwischen den beiden Prinzipien brechen auf, wenn die zufällige Zugehörigkeit zu einem Staat qua Geburt die Lebenschancen von Menschen weltweit ungleich bestimmt. Was sind die Vor- und Nachteile eines weltweit dominierenden Prinzips der Staatsbürgerschaft? Was sind demgegenüber die Vorteile und Durchsetzungschancen eines Systems der Weltbürgerschaft?

Über die Reihe:

Staatsbürgerschaft entwickelte und entwickelt sich fortwährend in Auseinandersetzung mit konkurrierenden Prinzipien der Zugehörigkeit. Welche anderen Vorstellungen ideologischer, politischer und religiöser Zugehörigkeit haben „Staatsbürgerschaft“ und „Staatsangehörigkeit“ in Geschichte und Gegenwart herausgefordert und in Frage gestellt? An vier Abenden nehmen Historikerinnen und Juristen, Politikwissenschaftlerinnen und Soziologen das Verhältnis zu konkurrierenden Ordnungsprinzipien in den Blick und diskutieren die Konfliktlinien, die anhand dieser Gegenentwürfe sichtbar werden. Dabei wird es darum gehen, Staatsbürgerschaft als eine historisch bedingte, nicht überzeitlich gegebene Form der Ordnung politischer Zugehörigkeit erkennbar zu machen.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: https://www.dhm.de/anmeldung-begleitprogramm-staatsbuergerschaften/

Das Begleitprogramm kann auf dem DHM-Soundcloud-Kanal nachgehört werden. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der DHM-Website.