Richard Wagner und das deutsche Gefühl
Richard Wagner hat das 19. Jahrhundert in ganz unterschiedlichen Positionen erlebt und geprägt: als Komponist und Hofkapellmeister, als Revolutionär und Exilant, als Bankrotteur und als Protegé wohlhabender Mäzene und eines Königs. Das Deutsche Historische Museum zeigt ihn nicht nur als Zeugen und Kritiker der politischen und sozialen Umbrüche seiner Zeit, sondern als umstrittenen Künstler und Unternehmer, der gesellschaftliche Befindlichkeiten strategisch in seinem Werk aufzugreifen wusste.
Richard Wagner stand der fortschreitenden Industrialisierung und dem Kapitalismus kritisch gegenüber. Gleichzeitig wäre sein künstlerischer Aufstieg ohne einen modernen Kunst- und Musikmarkt nicht denkbar gewesen. Die Ausstellung stellt Wagner als Gefühlstechniker vor, der in einer zunehmend kommerzialisierten Welt den gesellschaftlichen Stellenwert der Kunst und des Künstlers neu verortete. Dafür entwickelte er Vermarktungsstrategien, in denen Emotionen eine wesentliche Rolle spielten.
Vier Gefühle, die als treibende Kräfte die Zeitumstände wie auch Wagners Vorstellungen prägten, stehen im Mittelpunkt der Präsentation: Entfremdung und Zugehörigkeit, Eros und Ekel. Die vier Kapitel gehen der Frage nach, wie Wagner gesellschaftliche Gefühlszustände wahrnahm und künstlerisch auf diese reagierte. Wagners ausgeprägter Antisemitismus und sein Nationalismus waren eng miteinander verbunden. Diesem Thema begegnet die Ausstellung unter anderem mit der eigens von dem Regisseur Barrie Kosky geschaffenen Installation Schwarzalbenreich: Eine Klangcollage, die in der Dunkelheit einer „Blackbox“ präsentiert wird, vermischt historische Aufnahmen mit ins Jiddische übersetzten antisemitischen Zitaten.
Begleitprogramm
„Marx, Wagner und ...!“
Die Veranstaltungsreihe „Marx, Wagner und ...!“ begleitete die beiden Ausstellungen „Karl Marx und der Kapitalismus“ und „Richard Wagner und das deutsche Gefühl“ und zeigte deren Querverbindungen auf. Das Ausrufezeichen im Veranstaltungstitel steht für die dritte Persönlichkeit, deren historisches Wirken mit Blick auf Marx’ und Wagners Werk untersucht wird: Victoria Kaiserin Friedrich, Mahatma Gandhi und Friedrich Nietzsche waren jeweils an einem Abend zusammen mit Marx und Wagner Thema.
Zum Nachhören bieten wir die Veranstaltungen in der Mediathek oder auf Soundcloud an.
„Durch die Wagner-Ausstellung mit …“
Über die ganze Ausstellungs-Laufzeit hinweg fand die Reihe „Durch die Wagner-Ausstellung mit …“ statt, bei der Sie gemeinsam mit Expertinnen und Experten die Ausstellung „Richard Wagner und das deutsche Gefühl“ kennenlernen konnten: Es erwarteten Sie keine klassischen Führungen, sondern individuelle Blicke und Perspektiven, u.a. von Michael P. Steinberg und Jascha Nemtsov.
Filmreihe
Begleitend zur Ausstellung widmete sich das Zeughauskino mit einer Retrospektive dem Werk und Wirken Richard Wagners in der siebten Kunst. Vom 15. Mai bis 19. Juni 2022 zeigte es dazu die Filmreihe „Gesamtkunstwerk und Liebestod. Richard Wagner und das Kino”.
Publikationen
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Publikation
Richard Wagner und das deutsche Gefühl
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Publikation
Historische Urteilskraft 03. Magazin des Deutschen Historischen Museums
Die dritte Ausgabe nimmt im Titelthema die Zeitgenossen Karl Marx und Richard Wagner gemeinsam in den Blick. Anhand der drei Diskurse „Antisemitismus“, „Entfremdung“ und „Revolution“ geht es der Frage nach, inwieweit die Ideologien dieser beiden „deutschen Denker“ aufeinander bezogen werden können – und inwiefern es sich bei ihnen um spezifisch deutsche Reaktionen auf die Moderne und den Kapitalismus handelt.
Gefördert von
Medienpartner
Ticketpartner
Oper
Komische Oper Berlin: Installation „Schwarzalbenreich” in der Ausstellung von Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky
Semperoper Dresden: Zyklus-Vorstellung „Der Ring des Nibelungen” 2023, Vorverkauf ab 1. Juni 2022 & Wiederaufnahme „Die Meistersinger von Nürnberg” 2023, Verkaufsstart Mai 2022
Staatsoper Berlin: Zyklus-Vorstellung „Der Ring des Nibelungen” Oktober 2022
Ausstellungen
Opera Opera. Allegro ma non troppo, 27. April bis 22. August 2022, Palais Populaire, Berlin