Chronik 1933

JANUAR
  • 4. 1.
    Adolf Hitler (NSDAP) und Franz von Papen führen in Köln Gespräche über eine gemeinsame Regierungsbildung. Am selben Tag empfängt Reichspräsident Paul von Hindenburg den früheren Nationalsozialisten Gregor Strasser und empfiehlt dessen Aufnahme in das Kabinett.
  • 6. 1.
    Der per Notverordnung seit Juli 1932 abgesetzte preußische Ministerpräsident Otto Braun fordert von Reichskanzler Kurt von Schleicher die Wiedereinsetzung in sein Amt.
  • 7. 1.
    Josef W. Stalin erklärt die erfolgreiche Erfüllung des ersten Fünfjahresplans.
  • 15. 1.
    Mit fast 40 Prozent der Stimmen wird die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) stärkste Kraft im Parlament des kleinen Freistaats Lippe. Nach dem deutlichen Stimmenverlust bei den Reichstagswahlen vom letzten November wird mit diesem Erfolg der politische Druck der Partei wieder stärker.
  • 21. 1.
    Die Reichstagsfraktion der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) entzieht Reichskanzler Schleicher das Vertrauen.
  • 22. 1.
    Demonstration der Sturmabteilung (SA) mit 16.000 Teilnehmern vor der Berliner Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Die Polizei sichert den Aufmarsch und besetzt das Gebäude der KPD.
  • 26. 1.
    Schleicher verlangt vergeblich von Hindenburg die Übertragung diktatorischer Vollmachten.
  • 28. 1.
    Da Hindenburg es auch ablehnt, den Reichstag aufzulösen, tritt Schleicher nach 57 Tagen als Reichskanzler zurück.
  • 29.1.
    Gespräche Papens mit Alfred Hugenberg und Hitler über eine Regierungsbildung.
  • 30. 1.
    Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler. Im neugebildeten Kabinett wird Papen Vizekanzler und Reichskommissar für Preußen, Hugenberg erhält das Wirtschaftsministerium. Von der NSDAP treten Hermann Göring und Wilhelm Frick in die Regierung ein.
  • Aus Anlass der Machtübernahme paradieren in Berlin etwa 15.000 Mitglieder von SA, Schutzstaffel (SS), und "Stahlhelm" mit einem Fackelzug durch das Brandenburger Tor. Die KPD ruft zum Generalstreik auf.
  • 31. 1.
    Édouard Daladier, Vorsitzender der Radikalsozialisten, bildet in Frankreich eine neue Regierung.
  • Tod des britischen Schriftstellers John Galsworthy (1867-1933) in London.
FEBRUAR
  • 1. 2.
    Auf Wunsch Hitlers löst Hindenburg den Reichstag auf.
  • 2. 2.
    Der kommissarisch eingesetzte preußische Innenminister Göring verbietet alle Demonstrationen der KPD.
  • Der ehemalige britische Außenminister Arthur Henderson (1863-1935) eröffnet in Genf eine weitere Abrüstungskonferenz mit 64 teilnehmenden Staaten.
  • 4. 2.
    Per Notverordnung wird die Versammlungs- und Pressefreiheit weiter eingeschränkt.
  • 6. 2.
    Auf Betreiben Hitlers verleiht Hindenburg von Papen die Vollmacht zur Auflösung des preußischen Landtags. Damit ist der Weg frei für Neuwahlen in Preußen.
  • 10. 2.
    Mit der Übertragung ihrer Kundgebung zum Wahlkampfauftakt benutzt die NSDAP den Rundfunk gezielt als Propagandamittel.
  • 11. 2.
    Die am Vortag gegründete "Kampffront Schwarz-Weiß-Rot", ein Zusammenschluss von DNVP und "Stahlhelm", beschließt die Teilnahme an den Reichstagswahlen und will das Kabinett Hitler unterstützen.
  • 15. 2.
    Heinrich Mann legt auf Druck der NSDAP die Präsidentschaft über die Dichtkunstsektion der Preußischen Akademie der Künste nieder. Aus dem gleichen Grunde tritt auch Käthe Kollwitz aus der Akademie aus.
  • In Miami entgeht der neugewählte US-Präsident Franklin D. Roosevelt nur knapp einem Attentat.
  • 18. 2.
    Der Komponist Arnold Ludwig Mendelssohn (1855-1933) stirbt in Darmstadt.
  • 20. 2.
    Göring lädt führende Wirtschaftsvertreter zu einem Geheimtreffen mit Hitler ins Palais des Reichstagspräsidenten. Zu den 25 Teilnehmern zählen der Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, der Bankier Kurt von Schröder (1889-1966) und die Industriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Albert Vögler sowie weitere Repräsentanten der Schwerindustrie, des Bergbaus und der Banken. Hitler präsentiert seinen Gästen sein politisches Programm, das sie begeistert begrüßen. Als Reaktion spenden sie der NSDAP drei Millionen Reichsmark für den laufenden Reichstagswahlkampf.
  • 22. 2.
    Göring bildet in Preußen eine Hilfspolizei, deren Mitglieder aus SA, SS und "Stahlhelm" rekrutiert werden, und ermuntert sie zum "fleißigen Gebrauch der Schußwaffe".
  • 23. 2.
    Auf der letzten KPD-Kundgebung in Berlin fordert Wilhelm Pieck eine Einheitsfront gegen die Regierung Hitler.
  • 27. 2.
    Abends bricht im Reichstagsgebäude ein Brand aus, der fast den gesamten Mittelteil des Gebäudes und den Plenarsaal zerstört. Direkt nach dem Brand erklärt Göring, der festgenommene Niederländer Marinus van der Lubbe habe im Auftrag der KPD das Feuer gelegt. Es folgen zahlreiche politisch motivierte Verhaftungen. Vor allem Mitglieder der KPD und Juden werden verfolgt.
  • 28. 2.
    Hindenburg unterzeichnet Notverordnungen, die mit sofortiger Kraft die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit noch weiter einschränken und der Polizei weitreichende Befugnisse einräumen. Der "Vorwärts", die Parteizeitung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), wird vorläufig verboten.
  • Bertolt Brecht und Helene Weigel fliehen nach Prag ins Exil.
MÄRZ
  • 3. 3.
    In Berlin wird der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann in seinem Versteck verhaftet.
  • 5. 3.
    Bei den Reichstagswahlen erreicht die NSDAP trotz massiver Propaganda und Terrors 43,9 Prozent der Stimmen und verfehlt die für sicher gehaltene absolute Mehrheit. Die SPD erhält 18,3 Prozent, die KPD 12,3 Prozent, das Zentrum 11,2 Prozent und die als Kampffront Schwarz-Weiß-Rot angetretene DNVP 8 Prozent. Die gleichzeitigen Wahlen zum preußischen Landtag haben ein ähnliches Ergebnis.
  • 6. 3.
    US-Präsident Roosevelt verkündet den "New Deal". Damit sollen vor allem die Arbeitslosigkeit bekämpft und die Bankenkrise überwunden werden.
  • 7. 3.
    Die österreichische Regierung unter Engelbert Dollfuß erklärt sich trotz der Handlungsunfähigkeit des Parlaments als weiter im Amt befindlich. Mit dem gleichzeitig verkündeten Versammlungsverbot beginnt die autoritäre Regierungsführung.
  • 8. 3.
    Auf Basis der Notverordnungen werden die KPD-Sitze im Reichstag annulliert.
  • 13. 3.
    Einrichtung des "Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda" unter Joseph Goebbels.
  • 16. 3.
    Die Deutsche Reichsbank wählt Schacht erneut zum Präsidenten.
  • 20./21. 3.
    In Dachau und Sachsenhausen werden die ersten Konzentrationslager unter Aufsicht von Polizei und SA zur Internierung von politischen Gegnern der Nationalsozialisten eingerichtet.
  • 21. 3.
    Zur Eröffnung des neuen Reichstags inszenieren die Nationalsozialisten den "Tag von Potsdam", auf dem sich Hitler in die Kontinuität der preußischen Könige zu stellen versucht. Die Teilnahme Hindenburgs soll die Verbindung vom "alten und neuen Deutschland" symbolisieren und so das Ansehen der Regierung Hitler erhöhen.
  • 22. 3.
    Das britische Parlament billigt mit großer Mehrheit einen Verfassungsentwurf mit innerer Autonomie für Indien.
  • 23. 3.
    Der Reichstag billigt in namentlicher Abstimmung mit 441 Stimmen das Ermächtigungsgesetz und verzichtet damit auf seine Gesetzgebungskompetenz. Nur 94 Abgeordnete der SPD stimmen dagegen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Otto Wels begründet die Ablehnung der Sozialdemokraten.
  • 28. 3.
    Der Physiker Albert Einstein kehrt aus den USA nach Europa zurück. Er bleibt jedoch in Belgien und tritt aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften aus.
  • 31. 3.
    Mit dem Gesetz zur "Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" werden außer dem preußischen Landtag alle Länderparlamente aufgelöst. Ihre neue Zusammensetzung richtet sich nach der des Reichstags.
APRIL
  • 1. 4.
    In Deutschland beginnt ein Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte. SA-Angehörige gehen gewalttätig gegen Juden und gegen solche Personen vor, die den Boykott ablehnen.
  • Alfred Rosenberg wird Leiter des NSDAP-Außenamts.
  • Im Petersdom in Rom eröffnet Papst Pius XI.(1857-1939) das Heilige Jahr.
  • 3. 4.
    Das Deutsche Theater in Berlin erklärt die Ablösung des künstlerischen Leiters Max Reinhardt.
  • 7. 4.
    Die Reichsregierung verhängt mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" ein Berufsverbot für jüdische und regimekritische Beamte. Nach einer Intervention des Reichspräsidenten Hindenburg werden Juden, die am Ersten Weltkrieg teilnahmen, vom Berufsverbot ausgenommen.
  • Die Gleichschaltung der Länder wird mit dem Einsetzen von Reichsstatthaltern für jedes Land vorangetrieben.
  • 11. 4.
    Göring wird offiziell preußischer Ministerpräsident.
  • 13. 4.
    Bei einem Besuch in Italien erklärt Göring die grundsätzliche Übereinstimmung von Faschismus und Nationalsozialismus. Bei Gesprächen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini ergeben sich jedoch Differenzen, weil Italien die Souveränität Österreichs garantiert hat.
  • 16. 4.
    Gleichschaltung der Satirezeitschrift "Simplicissimus".
  • 21. 4.
    Hitler ernennt seinen Privatsekretär Rudolf Heß zu seinem Stellvertreter in der Parteiführung.
  • 26. 4.
    Die SPD wählt mit Wels und Hans Vogel (1881-1945) zwei neue Parteivorsitzende. Zahlreiche SPD-Funktionäre sind bereits in Haft oder emigriert.
  • 27. 4.
    Der "Stahlhelm"-Führer Franz Seldte tritt in die NSDAP ein und unterstellt sich direkt Hitler.
MAI
  • 1. 5.

    Auf Weisung der Reichsregierung wird der 1. Mai zum "Feiertag der nationalen Arbeit". Die Einführung des seit langem von der Arbeiterbewegung geforderten Feiertags soll über die einsetzende Zerschlagung der Gewerkschaften hinwegtäuschen.

  • 2. 5.

    Polizei, SA und SS besetzen die Einrichtungen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds (ADGB) und der Einzelgewerkschaften. Die Gewerkschaften werden zerschlagen.

  • 3. 5.

    Der Reichsverband der deutschen Industrie (RDI) wählt Theodor Adrian von Renteln (1897-1946) zum neuen Vorsitzenden.

  • 5. 5.

    In Moskau verlängern das Deutsche Reich und die Sowjetunion ihren 1926 abgeschlossenen Friedensvertrag.

  • Göring wird Minister des neu geschaffenen Reichsluftfahrtministeriums.

  • 7. 5.

    Der Maler Max Liebermann erklärt seinen Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste.

  • 10. 5.

    Die Deutsche Studentenschaft organisiert Bücherverbrennungen von Werken oppositioneller und jüdischer Autoren. Wie in Berlin werden in den folgenden Tagen vor allem in den Universitätsstädten zahlreiche Bibliotheken "gesäubert". 

  • Erster Kongress der Deutschen Arbeitsfront (DAF), zu deren Führer Robert Ley ernannt wird.

  • 13. 5.

    Der Schriftsteller Paul Ernst (1866-1933) stirbt in Sankt Georgen (Steiermark).

  • 15. 5.

    Mit einer Fahrzeit von zwei Stunden und 18 Minuten zwischen Hamburg und Berlin ist der "Fliegende Hamburger" der schnellste fahrplanmäßige Eisenbahnzug der Welt.

  • 20. 5.

    Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß gründet eine überparteiliche "Vaterländische Front" gegen den Nationalsozialismus. Kurz darauf lässt er die Kommunistische Partei auflösen.

  • 25. 5.

    Papst Pius XI. spendet als erster Papst seit der Auflösung des Kirchenstaats 1870 den Segen von der Lateransbasilika in Rom.

JUNI
  • 11. 6.
    Neuer Deutscher Fußballmeister wird Fortuna Düsseldorf mit einem 3:0-Sieg über den FC Schalke 04.
  • 12. 6.
    In London beginnt eine Weltwirtschaftskonferenz, die sich besonders mit der Abwertung des Dollars durch das Goldausfuhrverbot der USA beschäftigt. Zugunsten der nationalen Wirtschaft lehnt Roosevelt eine Stabilisierung des Dollars ab.
  • 17. 6.
    Alle Jugendverbände werden dem neuernannten Reichsjugendführer Baldur von Schirach unterstellt.
  • 19. 6.
    Dollfuß verbietet die Aktivitäten der NSDAP in Österreich.
  • 20. 6.
    Die Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin stirbt in Archangelskoje (bei Moskau).
  • 21. 6.
    Mitgliedern des "Stahlhelms" wird nur noch die Parteizugehörigkeit zur NSDAP erlaubt.
  • 22. 6.
    Die SPD wird verboten, ihr gesamtes Vermögen und das ihrer Organisationen wird beschlagnahmt. Für SPD-Mitglieder ergeht ein Berufsverbot.
  • 26. 6.
    Wirtschaftsminister Hugenberg tritt von seinem Amt zurück, die DNVP (zuletzt in Deutschnationale Front umbenannt) löst sich auf. Vorausgegangen waren Angriffe der Nationalsozialisten auf Hugenberg und seine Partei.
  • 29. 6.
    Die Abrüstungsgespräche in Genf werden wieder vertagt.
JULI
  • 1. 7.
    An der Dresdner Staatsoper wird "Arabella" von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal uraufgeführt.
  • 3. 7.
    Hitler erklärt auf einer Tagung von höheren SA- und SS-Führern, dass die SA keine Konkurrenz für die Wehrmacht darstelle.
  • 4./5. 7.
    Die Deutsche Volkspartei (DVP) und das Zentrum lösen sich auf. Damit ist die NSDAP die einzige Partei in Deutschland.
  • 7. 7.
    Reichsinnenminister Frick hebt sämtliche Mandate der SPD im Reichstag und in allen übrigen Parlamenten auf.
  • 8. 7.
    Einsetzung von Eugen Hadamovsky als Geschäftsführer der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft.
  • 14. 7.
    Die Reichsregierung verbietet die Bildung von Parteien.
    Das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" wird beschlossen. Es erlaubt die Zwangssterilisation sogenannter "Erbkranker".
  • 15. 7.
    In Rom wird der auf Initiative Mussolinis geschlossene Viermächtepakt zwischen dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien und Italien unterzeichnet. Er soll außerhalb der Abrüstungsverhandlungen in Genf eine Friedenspolitik in Europa sichern.
  • Nach zweiwöchiger Atlantiküberquerung landet der italienische Luftfahrtminister Italo Balbo (1896-1940) mit einem Geschwader von Wasserflugzeugen bei der Weltausstellung in Chicago.
  • 20. 7.
    Im Vatikan wird zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl ein Konkordat geschlossen. Es regelt das Verhältnis von Katholischer Kirche und NS-Staat. Der Vertrag mit dem Vatikan erscheint als Überwindung der nationalsozialistischen Kirchenfeindlichkeit.
  • 24. 7.
    Der russische Revolutionär Leo D. Trotzki trifft in Frankreich ein, das dem 1929 aus der Sowjetunion Ausgewiesenen Asyl gewährt.
AUGUST
  • 4. 8.
    Als erste größere Stadt untersagt Nürnberg Juden die Benutzung öffentlicher Bäder.
  • 10. 8.
    Auf Druck der NSDAP erklärt Ludwig Mies van der Rohe die Auflösung der Bauhaus-Schule in Berlin.
  • 18. 8.
    Bei der Eröffnung der Funkausstellung in Berlin präsentiert Propagandaminister Goebbels den Volksempfänger.
  • 22. 8.
    Der Reichsstand der deutschen Industrie erklärt den Hitlergruß in Betrieben für verbindlich.
  • 23. 8.
    Zahlreichen emigrierten Oppositionellen wird die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen (unter ihnen Philipp Scheidemann, Kurt Tucholsky und Ernst Toller).
  • 25. 8.
    Die Exilleitung der SPD in Prag veröffentlicht Zahlen aus den deutschen Konzentrationslagern: Demnach sind in den 65 KZ etwa 45.000 Häftlinge interniert.
  • 30. 8.
    In Marienbad (Tschechoslowakei) wird der deutsche Philosoph Theodor Lessing (1872-1933) von einem Nationalsozialisten erschossen.
SEPTEMBER
  • 1. 9.
    Den Reichsparteitag in Nürnberg nutzt die NSDAP zur propagandistisch effektvollen Machtinszenierung. Leni Riefenstahl dreht darüber den Dokumentarfilm.
  • 2. 9.
    Italien und die Sowjetunion schließen einen Nichtangriffspakt.
  • 5. 9.
    Mit eigenständigen Lohnerhöhungen und dem Verbot jeder gewerkschaftlichen Aktivität widersetzen sich die Ford-Werke in Wilmington (Delaware/USA) dem "New Deal" von Präsident Roosevelt.
  • 13. 9.
    Mit der Einrichtung des Reichsnährstands wird die Landwirtschaft in Deutschland der staatlichen Kontrolle unterstellt.
  • 21. 9.
    In Leipzig wird der Reichstagsbrandprozess eröffnet, bei dem auch der ehemalige Vorsitzende der KPD-Reichstagsfraktion Ernst Torgler angeklagt wird.
  • Gegen die Dominanz der Deutschen Christen in der Evangelischen Kirche gründen Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer den Pfarrernotbund, der bald 1.300 Mitglieder zählt.
  • 23. 9.
    Bei Frankfurt (Main) wird mit einer Großveranstaltung der Reichsautobahnbau offiziell begonnen. Die Planungen gehen auf das Jahr 1924 zurück.
  • 24. 9.
    Mit einem "Führerappell" ordnet der "Stahlhelm" sich öffentlich Hitler unter.
  • 27. 9.
    Der Schriftsteller Thomas Mann verzichtet auf eine Rückkehr nach Deutschland und lässt sich in der Schweiz nieder.
OKTOBER
  • 1. 10.
    Zugunsten des neu gegründeten Winterhilfswerks findet der erste "Eintopfsonntag" im Deutschen Reich statt.
  • Erstmals findet auf dem Bückeberg bei Hameln das Reichserntedankfest statt.
  • Konrad Henlein gründet in Eger die Sudetendeutsche Heimatfront, die sich dem NS-Staat verpflichtet fühlt.
  • 3. 10.
    Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß überlebt das Attentat eines Nationalsozialisten trotz zweier Schussverletzungen.
  • 4. 10.
    Mit dem Schriftleitergesetz wird die gesamte Presse in Deutschland "gleichgeschaltet".
  • 5. 10.
    Für die Olympischen Spiele 1936 billigt Hitler den Bau großzügiger Wettkampfstätten und des Olympiastadions in Berlin. Er will die Spiele zur Propaganda für den Nationalsozialismus nutzen.
  • 14. 10.
    Goebbels verkündet den geplanten Austritt des Deutschen Reichs aus dem Völkerbund und den Verzicht auf weitere Abrüstungsgespräche.
  • 15. 10.
    In München wird der Grundstein für den ersten Monumentalbau der Nationalsozialisten, das Haus der Deutschen Kunst, gelegt.
  • 24. 10.
    Der französische Ministerpräsident Daladier tritt mit seiner Regierung zurück, nachdem das Parlament ihm das Vertrauen entzogen hat. Sein Nachfolger wird Camille Chautemps (1885-1963).
  • 26. 10.
    In der "Vossischen Zeitung" wird ein von 88 deutschen Schriftstellern unterzeichnetes Treuegelöbnis für Hitler veröffentlicht.
NOVEMBER
  • 6. 11.
    Mussolini übernimmt in der italienischen Regierung die Ministerien für Marine und Luftfahrt.
  • 12. 11.
    Beim Referendum über den Völkerbundaustritt stimmen über 90 Prozent für die NSDAP und die Politik Hitlers. Die Einheitswahlliste für den Reichstag, über die nur mit "Ja" oder "Nein" entschieden werden kann, erhält ebenfalls über 90 Prozent der Stimmen.
  • 13. 11.
    Auf einer Kundgebung fordern die Deutschen Christen die strikte Durchsetzung der Arierbestimmungen im Deutschen Reich.
  • 15. 11.
    Gründung der Reichskulturkammer unter Goebbels' Führung. Damit werden alle Kulturschaffenden der Aufsicht des Reichspropagandaministers unterstellt.
  • 17. 11.
    Nach langen Verhandlungen erkennen die USA die Sowjetunion an und nehmen diplomatische Beziehungen auf.
  • 27. 11.
    Auf einer Kundgebung der DAF wird die Gründung des Kultur- und Freizeitwerks "Kraft durch Freude" bekanntgegeben. Nach italienischem Vorbild soll es die Freizeitaktivitäten der Arbeitnehmer lenken.
  • 29. 11.
    Die Reichsregierung erlässt ein neues Gesetz zur "Gleichschaltung" des deutschen Handwerks.
DEZEMBER
  • 1. 12.
    Die Regierung Hitler sichert mit einem Gesetz, das die NSDAP zu einer Körperschaft öffentlichen Rechts macht, die Einheit von Partei und Staat.
  • 4. 12.
    Der designierte Reichsbischof Ludwig Müller (1883-1945) legt die Schirmherrschaft über die Deutschen Christen nieder, denen es nicht gelungen ist, innerhalb der Evangelischen Kirche die unbestrittene Führung zu übernehmen.
  • Der Lyriker Stefan George stirbt in Minusio (bei Locarno).
  • 5. 12.
    Die Bevölkerung der USA feiert die Aufhebung der Prohibition.
  • 10. 12.
    In Stockholm wird der Physik-Nobelpreis an Werner Heisenberg für seine Arbeiten zur Quantenmechanik rückwirkend für 1932 verliehen.
  • 13. 12.
    Die Reichspressekammer untersagt für zunächst drei Monate die Gründung neuer Zeitungen und Zeitschriften.
  • 19. 12.
    Die Sowjetunion beschließt eine neue Außenpolitik mit kollektiven Sicherheitsbündnissen und den Eintritt in den Völkerbund.
  • 23. 12.
    Das Reichsgericht verurteilt van der Lubbe wegen Hochverrats zum Tod, die übrigen Mitangeklagten werden freigesprochen.
  • 29. 12.
    In Rumänien wird der Ministerpräsident von Mitgliedern eines faschistischen Geheimbunds ermordet.
  • 31. 12.
    Goebbels hält die Silvesteransprache.
AUSSERDEM:
  • Marian Cooper (1893-1973) und Ernest Schoedsack (1893-1979): King Kong und die weiße Frau (Film)
  • Lion Feuchtwanger: Die Geschwister Oppenheim (Roman)
  • André Malraux (1901-1976): Conditio humana (Roman)
  • Thomas Mann: Joseph und seine Brüder (Roman)
  • Hans Steinhoff (1882-1945): Hitlerjunge Quex (Film)
  • Kurt Weill und Bertolt Brecht: Die sieben Todsünden (Gesangsballett)
Dorlis Blume/Manfred Wichmann
30. April 2015

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