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Der Maji-Maji-Krieg

Der Maji-Maji-Krieg war durch verschiedene Maßnahmen der deutschen Kolonialverwaltung verursacht worden, namentlich die Einführung der Kopfsteuer, die die Bevölkerung in der Kolonie Deutsch-Ostafrika in die Zwangsarbeit und zu Umsiedlungen in die Plantagengebiete führte. Maßgeblich war zugleich der Aufstieg des Propheten Kinjikitile, der das namengebende ‚Maji‘– Suaheli für Wasser – verbreitete: Im Vertrauen auf diese Medizin aus mit Mais und Hirse versetztem Wasser, mit der auch Unverwundbarkeit verbunden wurde, sammelte sich eine spirituelle Bewegung.

Erste Angriffe ab Juli 1905 richteten sich gegen alle Repräsentanten des Kolonialsystems. In der Folge schlossen sich dem gewaltsamen Widerstand große Bevölkerungsteile aus dem Süden der Kolonie an, über sprachliche, religiöse, kulturelle und politische Unterschiede hinweg. Die massivsten Kampfhandlungen kamen in April 1906 zum Erliegen, weitere Operationen zogen sich bis 1908 hin. Die deutschen Truppen wendeten auch eine Taktik der verbrannten Erde an, die auf die Zerstörung der Lebensgrundlage der Bevölkerung zielte. 180.000 Opfer auf afrikanischer Seite werden heute als wahrscheinlich angenommen. Durch den Krieg und seine Folgen ging die Bevölkerung im Kriegsgebiet um ein Drittel zurück.

Auf Seite der Kolonialmacht starben 15 deutsche Soldaten und rund 450 afrikanische Soldaten und Träger. Die Opferzahlen machen sichtbar, dass die Kolonialregierung nur über ein geringes Kontingent deutscher Truppen verfügte, die eine große Zahl afrikanischer Askari und Ruga Ruga in den Krieg führten. Der deutsche Offizier Robert von Krieg war zu Beginn des Krieges in Iringa nördlich der Kampfgebiete stationiert. Anfang November 1905 führte er einen Munitionstransport zu der umkämpften Station Mahenge im Zentrum des Kriegsgebietes und setzte seinen Dienst mit einem Kriegszug fort. In einem über elf Postkarten laufenden Schreiben an seinen Bruder gibt er die unerbittliche Perspektive vieler deutscher Offiziere wieder: „Den Schwarzen kann man nicht mit Friedenssachen kommen, es gebraucht eine starke Hand.“ Stolz berichtet er, dass nach dem Schnellfeuer seiner Soldaten 150 Tote „auf dem Gefechtsplatz lagen“, und dass „dem Gegner enormer Schaden zugefügt [wurde] durch Verbrennen der Dörfer und Zerstörung der Felder, was meine Hilfskrieger ganz famos verstanden.“ Dass die als weniger ehrenhaft betrachteten Aktionen den lokal rekrutierten Hilfstruppen überlassen wurden, war auf deutscher Seite ebenfalls gängige Praxis.

Sebastian Gottschalk, Heike Hartmann
2. März 2017

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