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Die Arbeiterwohlfahrt

Unmittelbare Reaktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auf das nach dem Ersten Weltkrieg im Arbeitermilieu verbreitete Massenelend und den Hunger war im Dezember 1919 die Gründung der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Vorsitzende der reichsweiten Organisation war bis 1933 Marie Juchacz (1879-1956). Ziel der AWO war die Verbesserung der Wohlfahrtsleistungen, um die alltägliche Not der Arbeiter mit praktischer Selbsthilfe begegnen zu können. In der Weimarer Republik entstanden eine Vielzahl von Beratungsstellen und Einrichtungen der AWO. Zur Massenspeisung errichtete sie Mittagsfreitische und Volksküchen. Dem akuten Bekleidungsmangel wurde mit der Einrichtung von Näh- und Flickstuben begegnet. In großem Umfang organisierte die AWO für kranke und unterernährte Kinder Ferienverschickungen und Wanderungen. Mit Konzerten und Altenabenden sowie verschiedenen anderen Feierlichkeiten sollte die Arbeitersolidarität gestärkt werden.

Um die sozialen Dienste zu finanzieren, arrangierten die Ortsausschüsse der AWO zahlreiche Spenden- und Sammelveranstaltungen in Arbeitervierteln, großen Betrieben oder auf öffentlichen Plätzen. Den Erlös erhielten notleidende Familien in Form kleiner Geldbeträge, Lebensmittel oder Heizmaterial. Ab 1925 veranstaltete die AWO eine eigene Lotterie und verkaufte Arbeiter-Wohlfahrtsmarken. Die AWO wurde 1926 als Reichsspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege anerkannt, auf deren Hilfe besonders im Winter Millionen Notleidende angewiesen waren. Während der Weltwirtschaftskrise versuchten etwa 135.000 ehrenamtliche Helfer der AWO, die Not zu lindern. Wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die AWO verboten. Ihre Aufgaben sollte die 1932 gegründete NS-Volkswohlfahrt übernehmen.

Arnulf Scriba
16. Juli 2014

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