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Winter- und Herbstschlacht in der Champagne 1915

Auch das Jahr 1915 brachte keine militärische Entscheidung, obwohl der verbissen geführte Kampf die Zahl der Gefallenen in die Millionen trieb. Die mit immer stärkerem Artilleriefeuer geführten Schlachten machten ganze Landstriche zu unbelebten, unwirtlichen Kraterlandschaften. Das Kriegsjahr begann mit der Winterschlacht in der Champagne (16. Februar bis 20. März), in der es den Deutschen gelang, französische Durchbruchsversuche abzuwehren. Eine kaum noch für möglich gehaltene Steigerung des qualvollen Sterbens der Soldaten brachte der Einsatz von Giftgas, das die deutsche Armee erstmals in der zweiten Schlacht bei Ypern (22. April bis 25. Mai) einsetzte. Die Zahl der gefallenen Soldaten erhöhte sich nochmals dramatisch, als im Zuge der "großen Offensive" der Franzosen die Herbstschlacht in der Champagne (22. September bis 6. November) als erste große Materialschlacht geführt wurde.

Die Winterschlacht (16. Februar bis 20. März 1915)

An der zum Stellungskrieg erstarrten Westfront begannen britische und französische Truppen nach mehreren gescheiterten örtlichen Durchbruchsversuchen im Frühjahr 1915 eine gemeinsame große Offensive in der Champagne. Damit sollte der Bündnispartner Russland entlastet werden, den die Mittelmächte nach ihrer erfolgreichen Winterschlacht in Masuren durch eine Großoffensive zum Separatfrieden zwingen wollten. Nach mehrwöchigem Artilleriebeschuss mit Trommelfeuer begannen 17 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen am 16. Februar 1915 bei Reims den Sturmangriff auf die Stellungen der zahlenmäßig unterlegenen Deutschen. Zur Unterstützung versuchte die 1. englische Armee ab dem 10. März 1915, die Front der Deutschen bei Neuve Chapelle zu durchbrechen und auf Lille vorzustoßen. Gegen die zahlenmäßige Übermacht der Angreifer mussten sich die deutschen Truppen an beiden Frontabschnitten aus ihren vorderen Verteidigungslinien zurückziehen. Da die Angriffe aber auf relativ schmalen Frontabschnitten vorgetragen wurden, konnten die Deutschen alle entbehrlichen Einheiten an die bedrohten Linien werfen und einen Durchbruch verhindern. Aufgrund der enorm hohen Verluste beim Angriff auf die stark ausgebauten Graben- und Befestigungsanlagen der Deutschen brachen die Alliierten die Schlacht Ende März 1915 ab. Allein die Franzosen hatten Verluste von etwa 240.000 Toten, Verwundeten und Gefangenen.

Die Herbstschlacht (22. September bis 6. November 1915)

Zur Entlastung der russischen Front begann die Entente am 22. September 1915 in der Champagne eine Großoffensive. Mit einem gegenüber der Winterschlacht nochmals gesteigerten Menschen- und Materialeinsatz wollten die Alliierten einen entscheidenden Durchstoß erzwingen. Den 27 französischen Divisionen mit 1.650 Geschützen standen nur 7 deutsche Divisionen mit 475 Geschützen gegenüber. Nach mehrtägigem massivem Artilleriebeschuss begann der Angriff der alliierten Truppen auf einer Frontbreite von 32 Kilometern. Ein konzentrierter Vorstoß führte zu einem bis zu drei Kilometern tiefen Einbruch in die deutschen Linien, womit auch die rückwärtigen Stellungen in Gefahr gerieten. Vor der unzerstörten zweiten Verteidigungslinie kam der Infanterievorstoß der Franzosen zum Stehen und brachte die Offensive ins Stocken. Die Oberste Heeresleitung (OHL) konnte die bedrohten Frontabschnitte durch Reserven von der Ostfront verstärken und so einen Durchbruch der Alliierten verhindern. Auch die seit dem 6. Oktober 1915 intensivierten Angriffe der Franzosen wurden von den Deutschen abgewehrt, die ihrerseits ab Mitte Oktober zu einzelnen Gegenangriffen übergingen. Anfang November stellte die Entente ihre Operationen ein, da auch der enorme Materialeinsatz mit rund 5,4 Millionen Granaten zu keinem greifbaren Erfolg geführt hatte. Die Alliierten hatten durch diese Herbstschlacht in der Champagne etwa 250.000, die Deutschen rund 150.000 Soldaten verloren.

Manfred Wichmann / Burkhard Asmuss
14. September 2014

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