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Die Schlacht bei Ypern 1915

Nachdem die deutschen Truppen in der Winterschlacht in der Champagne den Angriff der Entente bis März 1915 abwehren konnten, versuchten sie im April 1915 selber die Initiative zu erlangen. Die 4. und die 6. deutsche Armee sollten in Flandern bei Ypern einen Durchbruch erzwingen. Während die Alliierten hofften, mit einem massiven Materialeinsatz den Stellungskrieg wieder in Bewegung zu bringen, setzten die Deutschen bei ihrer Ypern-Offensive nun - entgegen dem geltenden Kriegs- und Völkerrecht - erstmals Giftgas ein.

Als die im Herbst 1914 erstarrenden Fronten in den Generalstäben die Frage aufkommen ließen, wie der Krieg wieder in Bewegung zu bringen sei, wurde der Einsatz diverser chemischer Stoffe erwogen. Die französische Armee setzte bald darauf Tränengas ein, das, in deutsche Schützengräben geschossen, den Gegner aus seinen Stellungen heraus und in die Reichweite der Schusswaffen treiben sollte. Auf deutscher Seite war seit Januar 1915 Professor Fritz Haber, Direktor des Kaiser Wilhelm Instituts für physische Chemie, mit Forschungen betraut. Die Verwendung von Tränengas ließ bei der deutschen Armeeführung die Bedenken schwinden, einen anderen, weitausgefährlicheren Kampfstoff zu verwenden: Chlorgas.

Am 22. April 1915 kam diese todbringende Waffe erstmals zum Einsatz. Aus Druckflaschen abgeblasen, trieb eine sechs Kilometer lange Giftwolke auf die französischen Schützengräben zu: Mehrere Hundert Mann starben an verätzten Lungen, mehrere Tausend überlebten die Attacke mit schweren Verletzungen. Durch den Überraschungseffekt bot sich den deutschen Truppen nach dem Verzug der Giftschwaden die Möglichkeit zum Angriff auf die alliierten Schützengräben. Ein strategischer Durchbruch gelang den Deutschen aber nicht, da die benötigten Reserven zum weiteren Vormarsch fehlten. So gelangen lediglich kleine Geländegewinne und eine Frontbegradigung, während die Stadt Ypern von der Entente gehalten wurde.

Die Verluste der Deutschen beliefen sich beim Ende der Offensive am 25. Mai 1915 auf etwa 35.000 Mann, auf alliierter Seite lag die Zahl etwa doppelt so hoch. Das Entsetzen über den Giftgaseinsatz war groß, doch größer noch die Erwartung, den Krieg so weiterführen und den Gegner besiegen zu können. Beide Seiten setzten nach der Ypern-Offensive vermehrt Giftgas ein, wobei an die Stelle des umständlichen und gefährlichen Blasverfahrens bald das Verschießen von Gasminen und Gasgranaten trat.

Thomas Weißbrich
1. September 2014

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