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Die Verdeutschung ausländischer Begriffe

Nach Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 hielt die patriotische Begeisterung Einzug in nahezu sämtliche Lebensbereiche. Der nationale Überschwang führte bei vielen beteiligten Staaten zu einer Welle von Umbenennungen. Der fremde Zungenschlag trivialer Alltagsbegriffe wurde während des Kriegs ebenso antinational aufgefasst wie der von Namen. So benannte sich der englische Zweig der von Battenbergs 1917 auf Wunsch von König Georg V. (1865-1936) in Mountbatten um. Das britische Königshaus selbst benannte sich nach seinem Hauptsitz Schloss Windsor und tilgte damit alle Verbindungen zum Hause Sachsen-Coburg-Gotha.

Im Zuge des patriotischen Überschwangs kam es zu einer regelrechten „Verdeutschungskampagne“. In Deutschland halfen Wörterbücher der Synonyme bei einer systematischen Verdeutschung alltäglicher Begriffe. So sollte sich zum Beispiel nicht mehr mit „Adieu“, sondern mit „Auf Wiedersehen“ verabschiedet werden. Mann und Frau sollten kein Rendezvous mehr vereinbaren, sondern zu einer Verabredung zusammenfinden. Ungezählte Firmen und Geschäfte änderten nach Kriegsbeginn ihren Namen. Ob aus patriotischer Überzeugung oder aus Angst der Inhaber vor Ausgrenzung und Umsatzverlust: Aus „Boutiquen“ wurden nun „Modegeschäfte“. Das vielbesuchte „Café Windsor“ in Berlin nannte sich in „Kaffee Winzer“ um, das „Picadilly Café“ in „Kaffeehaus Vaterland“. Das weit über die Grenzen von Berlin hinaus bekannte „Hotel Bristol“ wollte seinen alten Namen nicht mehr behalten, konnte sich aber auch zu keiner neuen Benennung entschließen, und so blieb es während des Krieges ein Hotel ohne Namen.

Zudem wurden unmittelbar nach Kriegsbeginn ausländische Markennamen eingedeutscht. Vor allem die vor dem Weltkrieg ausgesprochen kosmopolitisch klingenden Zigarettennamen ersetzten die Hersteller wie Manoli oder Garbáty nach Kriegsbeginn sehr schnell durch deutsche Namen. Aus "Duke of Edinbourgh" wurde "Flaggengala", aus "Gibson Girl" wurde "Wimpel", aus "Duke of York" wurde "Graf Yorck von Wartenburg", aus "Chic" das Wort "Flott" und aus "Dandy" das Wort "Dalli". Anfangs überklebten die Hersteller die Zigarettendosen mit der neuen Bezeichnung. Diese Überklebung wurde später oft auf die Zigarettendosen aufgedruckt, ohne das ursprüngliche Design zu verändern, um die Bindung der Konsumenten an die Marke nicht durch neues Design zu stören. So blieb der Eindruck eines nur vorübergehenden Zustands erhalten.

Arnulf Scriba
8. September 2014

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