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Ebert-Groener-Pakt

Einen Tag nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. kam es am 10. November 1918 zu einer Übereinkunft zwischen dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert vom Rat der Volksbeauftragten und Wilhelm Groener, seit Ende Oktober 1918 Nachfolger Erich Ludendorffs in der Obersten Heeresleitung (OHL). In einem Telefongespräch gab Groener eine Loyalitätserklärung gegenüber der neuen Regierung ab und sicherte ihr die militärische Unterstützung der OHL gegen linksradikale Revolutionäre während der politischen Umbruchphase zu. Als Gegenleistung garantierte Ebert, dass die alleinige Befehlsgewalt über die Truppen weiterhin beim Offizierskorps liegen werde. Paul von Hindenburg blieb an der Spitze der OHL, um die geordnete Rückführung der Fronttruppen in die Heimat zu leiten.

Das gemeinsame Interesse der militärischen Führung und der neuen provisorischen Regierung galt der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Die Ausweitung der deutschen Revolution zu einem blutigen Bürgerkrieg nach russischem Vorbild und die Verbreitung des Bolschewismus sollten unter allen Umständen verhindert werden. Der Rat der Volksbauftragten verfügte mit diesem Abkommen über einen Machtfaktor, der es den Sozialdemokraten in den folgenden Wochen erlaubte, in den Weihnachtskämpfen 1918 und im Januaraufstand 1919 ihren Anspruch auf politische Führung durchzusetzen. Allerdings entzog die Zusammenarbeit mit der alten kaiserlichen Machtelite der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einen großen Teil ihrer Anhängerschaft, die sich von der sozialdemokratischen Führung in zunehmenden Maße verraten sah und sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) oder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) zuwandte.

Arnulf Scriba
15. August 2015

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