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Die deutsche Kolonie Togo

Nach der Flaggenhissung am 5. Juli 1884 durch den deutschen Afrikaforscher Gustav Nachtigal (1834-1885) galt das 87.200 Quadratkilometer große Togo als die deutsche "Musterkolonie" in Afrika. Im Westen grenzte das etwa eine Million Menschen der Völker der Ewe, der Guang und der Tschi umfassende Schutzgebiet an die britische Goldküste, im Norden und Osten an das französische Kolonialreich. Obwohl Togo über 500 Kilometer tief in den afrikanischen Kontinent hineinreichte, blieb ihm ein Zugang zum Niger verwehrt. Nach der deutschen Inbesitznahme erlebte Togo einen Handelsaufschwung besonders um die Stadt Lomé.

Deutsche Firmen wie Friedrich M. Vietor exportierten vor allem Alkohol in die Küstenregion. Da in den französischen und britischen Nachbarkolonien Alkohol mit hohen Zöllen belegt war, entwickelte sich ein reger Schwarzhandel von Lomé in die umliegenden Regionen. Auch lokale Machthaber wurden für ihre Treue zu den Handelshäusern aus dem Deutschen reich mit Alkohol und mit modernen Waffen bezahlt, wodurch die deutsche Herrschaft gefestigt wurde. Die weitgehend friedlich verlaufende Integration dieser Oberhäupter in die deutsche Bürokratie machte keine Schutztruppe notwendig. Lediglich eine kleine Polizeitruppe war in Togo vorhanden. Sie unterstand der deutschen Kolonialverwaltung, die ab 1891 von Kamerun getrennt und damit eigenständig arbeitete.

Eine absolute Machtposition in der Kolonie konnten die Deutschen aber erst zum Ende des 19. Jahrhunderts aufbauen, als es zu der schwierigen Erschließung des reichen Hinterlands kam. In seinen Grenzen um 1900 festgelegt, durchtrennte Togo ein Gebirgszug von Ost nach West, wodurch die Handelswege der Einheimischen nicht direkt an die Küste führten, sondern den Flüssen nach in die benachbarten britischen und französischen Kolonien. Mit der Fertigstellung der ersten Eisenbahnlinie, der sogenannten Kokosnussbahn zwischen Lome und Anecho 1905, wurde das Löschen der Importe vereinfacht. Mit dem weiteren Ausbau des Streckennetzes 1907 von Lomé nach Palime (Kaffee- und Kakaobahn) und 1911 zwischen Lomé und Atakpame (Baumwollbahn) hatten die Deutschen nun Zugang über das Gebirge ins Hinterland Togos. Baumwolle, Kaffee, Kakao, Kautschuk, Erdnüsse, Kokos und Sisalhanf konnten jetzt direkt aus dem Hinterland von dort eigens angelegten Plantagen gewonnen werden. An der Küste wiederum hatten deutsche Händler Branntwein- und Petroleumfaktoreien errichtet, um den Handel in die größeren Absatzgebiete umfassend ausschöpfen zu können. In finanzieller Hinsicht rentierte sich Togo als einzige der deutschen Kolonien.

Unmittelbar nach Beginn des Ersten Weltkriegs fiel Togo in alliierte Hände. Die 300 Deutschen der Kolonie und die kleine Polizeitruppe konnten den modern ausgerüsteten Kolonialarmeen der Entente nichts entgegensetzen. Am 25. August 1914 kapitulierte Togo als erste deutsche Kolonie. Nach Kriegsende wurde Togo 1920 unter die Aufsicht des Völkerbundes gestellt, von Briten und Franzosen geteilt und getrennt verwaltet.

Jan Antosch
2. November 2004

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