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Die Zeitschriften "PAN", "Jugend" und "Simplicissimus"

Die 1895 und 1896 entstandenen Zeitschriften "PAN" und "Jugend" reflektierten kritisch die traditionelle Kunstpolitik des wilhelminischen Kaiserreichs. Während "PAN" der zeitgenössischen jungen Kunst ein Sprachrohr sein wollte, verstand sich "Jugend" als eine thematisch vielschichtige Unterhaltungszeitschrift. Die satirische Wochenzeitschrift "Simplicissimus" (lat. "der Einfältigste") erschien ab 1896 in München und war ein bürgerlich-demokratisches Kampfblatt allerdings ohne formuliertes politisches Programm.

PAN

Die Berliner Zeitschrift für Literatur und Kunst "PAN" entstand 1895, um der zeitgenössischen jungen Kunst ein Sprachrohr zu geben. Wie auch die beiden im folgenden Jahr erscheinenden Zeitschriften "Simplicissimus" und "Jugend" reflektierte "PAN" kritisch die traditionelle Kunstpolitik des wilhelminischen Kaiserreichs. Schon nach einem halben Jahr kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Aufsichtsrat, der stärker zum Nationalliberalismus tendierte, und der eher progressiven Redaktion. Die Zeitschrift bewahrte trotz dieses Konflikts ihre progressive Tendenz und das hohe Niveau der ersten Hefte. Allerdings erwiesen sich die hohe Exklusivität in der Aufmachung und im Preis und die Mischthematik der Zeitschrift - bildende Kunst, Dichtung, Theater und Musik - als nicht konkurrenzfähig, so dass ihr Erscheinen 1900 eingestellt werden musste. Eine Wiederaufnahme - unter der Leitung des Berliner Kunsthändlers und Verlegers Paul Cassirer - 1910 währte ebenfalls nur drei Jahre.

Jugend

Ab Januar 1896 erschien die "Jugend. Münchener Illustrierte Wochenschrift für Kunst & Leben". Sie verstand sich als eine thematisch vielschichtige Unterhaltungszeitschrift, die dem traditionellen Kulturkanon kritisch gegenüberstand und jegliche Form der Spießigkeit ablehnte. Sie ähnelte darin dem ebenfalls 1896 gegründeten "Simplicissisimus" und der Zeitschrift "PAN", obwohl die scharfe politische Satire die Ausnahme blieb.

Bereits ab der ersten Nummer wurde einer neuen künstlerischen Manier Raum gegeben, die zu diesem Zeitpunkt noch keinen Namen hatte und nun in Anlehnung an die Zeitschrift "Jugendstil" genannt wurde.

Simplicissimus

Die deutsche satirische Wochenzeitschrift "Simplicissimus" (lat. "der Einfältigste") erschien ab 1896 in München unter der Leitung von Albert Langen (1869-1909) und war ein bürgerlich-demokratisches Kampfblatt allerdings ohne formuliertes politisches Programm. Seinen großen Erfolg - 1897 erschien die Auflage in 15.000 Exemplaren, 1904 bereits in 85.000 - verdankte der "Simplicissimus" sowohl seiner geistvoll streitbaren politischen Aktualität als auch der künstlerischen Qualität seiner Zeichnungen und Literaturbeiträge. Thomas Theodor Heine gehörte mit zu den besten Zeichnern: Seine angriffslustige, gefährlich dreinschauende, zähnefletschende und ihre Ketten sprengende rote Bulldogge - ein Zeichen des Protestes gegen Kaiser und Junker, Militär und Klerus, Imperialismus und Preußentum, Beamten- und Philistertum - war das Wappentier und Symbol des "Simplicissimus". Auch die Auseinandersetzungen mit der Zensur und Justiz, Gerichtsverhandlungen, Geld- und Haftstrafen erhöhten die Popularität.

Nach Beginn des Ersten Weltkriegs gab der "Simplicissimus" seine oppositionelle Haltung auf und öffnete sich Nationalismus und Chauvinismus. Er wurde noch bis 1944 herausgegeben, doch den Erfolg der Vorkriegszeit hat er nicht mehr erreichen können.

Kai-Britt Albrecht
7. Januar 2015

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