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Christlich-Sozialer Volksdienst (CSVd)

Der Christlich-Soziale Volksdienst (CSVd) entstand aus zwei Strömungen des protestantisch-konservativen Bürgertums. Einige ehemalige Mitglieder der Christlich-Sozialen Partei lehnten während der Revolution von 1918/19 den Anschluss an die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) ab und gründeten Mitte der 1920er Jahre den Christlichen Volksdienst. Dieser erreichte vor allem im süddeutschen Raum größere regionale Bedeutung. Eine zweite Gruppe protestierte gegen den scharfen Rechtskurs des neuen DNVP-Vorsitzenden Alfred Hugenberg und bildete im Juni 1928 die Christlich-soziale Reichsvereinigung. Trotz inhaltlicher Differenzen bei der Frage der Stellung zur Republik und ihrer Haltung zum Young-Plan bildeten die beiden Gruppierungen Ende Dezember 1929 den CSVd. Die aus der DNVP ausgetretenen Reichstagsabgeordneten versuchten ihre parlamentarische Tätigkeit dadurch aufrecht zu erhalten, indem sie mit dem Deutschen Landvolk eine Fraktionsgemeinschaft bildeten.

Der CSVd richtete sein politisches Interesse auf die Kreise des städtischen und ländlichen Kleinbürgertums aus und stellte sich als eine Art protestantisches Gegenstück zum katholischen Zentrum dar. Die inhaltlichen Schwerpunkte sah er in der Sozial-, Erziehungs- und Kulturpolitik unter der Prämisse christlich-protestantischer Wertvorstellungen. Vor allem Kleinbauern, Landarbeiter und Vertreter des gewerblichen Mittelstands mit starker Bindung zur evangelischen Kirche wählten bei den Reichstagswahlen den CSVd. Obwohl die Partei bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 14 Mandate erringen konnte, blieb der CSVd eine kleine Splitterpartei. Er unterstützte die Regierung von Heinrich Brüning, mit dessen Scheitern auch die Bedeutung des CSVd schwand. Zahlreiche Wähler liefen bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) über. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 löste sich der CSVd auf.

 

Johannes Leicht
17. September 2014

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