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Kriegsschuldreferat

Ende 1918 gründete das Auswärtige Amt das Spezialbüro Bülow, das wenig später zum "Kriegsschuldreferat" ausgebaut wurde. Das Kriegsschuldreferat sammelte Material für die deutsche Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz, um den Vorwurf der Alliierten zu widerlegen, die Mittelmächte hätten den Ersten Weltkrieg mit Vorbedacht geplant und das Deutsche Reich habe ihn vorsätzlich vom Zaun gebrochen und unter deutlicher Missachtung des Kriegsvölkerrechts geführt.

Das personell sehr gut ausgestattete Kriegsschuldreferat sollte die Propagandatätigkeit gegen den Versailler Vertrag bündeln und Zeitungen aus dem In- und Ausland mit Material versorgen, das die deutsche Vorkriegspolitik in ein günstigeres Licht stellte. Daneben finanzierte es scheinbar unabhängige Institutionen wie die Zentralstelle für Erforschung der Kriegsursachen und den Arbeitsausschuss Deutscher Verbände. Das Kriegsschuldreferat bemühte sich mit Erfolg, den 1919 von der Nationalversammlung eingesetzten und bis 1932 tätigen Untersuchungsausschuss für die Schuldfragen von der Veröffentlichung Deutschland belastender Dokumente abzuhalten. Zugleich wandte sich das Kriegsschuldreferat gegen das unkontrollierte Vorpreschen extrem nationalistischer Kreise, um so seine eigene Arbeit dem parteipolitischen Streit zu entziehen und um gegenüber dem Ausland glaubwürdig zu bleiben.

Gerhard Altmann, Arnulf Scriba
14. September 2014

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