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    Amtsschild der NS-Volkswohlfahrt, nach 1933

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Die NS-Volkswohlfahrt (NSV)

Trägerin der Wohlfahrtspolitik im NS-Regime war die zunächst als lokaler Selbsthilfeverein 1932 in Berlin gegründete NS-Volkswohlfahrt (NSV). Mit ihren ständig expandierenden Wohlfahrtseinrichtungen, Gesundheitsprogrammen und sozialfürsorgerischen Initiativen trug die NSV wesentlich zur propagandistischen Selbstdarstellung des NS-Regimes bei. Die nach der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zweitgrößte Massenorganisation des Deutschen Reiches zählte 1943 rund 17 Millionen Mitglieder. Im Mittelpunkt der NSV-Tätigkeit standen Gesundheitsfürsorge, Vorsorgeuntersuchungen sowie die medizinische Betreuung, die während des Zweiten Weltkrieges vor allem von Bombenopfern in Anspruch genommen werden musste.

 

Die Wohlfahrtspflege der NSDAP diente in erster Linie nicht der Fürsorge für den einzelnen, sondern der Stärkung der rassisch definierten Volksgemeinschaft. Zumeist ergänzten weltanschauliche und rassehygienische Belehrungen die NSV-Schulungen oder ambulanten Beratungen. Keinen Raum nahm die Fürsorge für Juden ein. Sie fielen ebenso durch das soziale Netz wie Alkoholiker, entlassene Sträflinge und "Asoziale", die als "Hoffnungslose Fälle" keinen Wert für das von den Nationalsozialisten propagierte "gesunde Volk" besaßen. Zehntausende als erbbiologisch minderwertig diffamierte Behinderte fielen als "Ballastexistenzen" ab Oktober 1939 den Mordaktionen im Rahmen der "Euthanasie" zum Opfer.

Die NSV gliederte sich als angeschlossener Verband der NSDAP in Gau-, Kreis- und Ortsgruppenverwaltungen, Zellen und Blöcke. Gelenkt wurde sie vom Hauptamt für Volkswohlfahrt in der Reichsleitung der NSDAP, dessen Leiter Erich Hilgenfeldt zugleich Reichsbeauftragter für das Winterhilfswerk (WHW) war. Das formal unabhängige WHW wurde ebenso von der NSV organisiert wie die Kinderlandverschickung oder das "Hilfswerk Mutter und Kind", das mit Hilfe der NS-Schwesternschaft Untersuchungen und Impfungen von Kleinkindern, Kinderspeisungen oder Mütterfreizeiten anbot.

Dank der Einkünfte des WHW, Mitgliedsbeiträgen und Spenden sowie der ehrenamtlichen Tätigkeit von über einer Million Mitarbeitern verfügte die NSV über ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen, um in sämtliche Sozialbereiche vordringen zu können. Der zur Verdrängung kirchlicher Missionen gegründete NSV-Bahnhofsdienst oder das Ernährungshilfswerk waren wie alle Einrichtungen der NSV ausschließlich als "Erziehung zur Selbsthilfe" gedacht. Zwar gelang der NSV nach dem Verbot der Arbeiterwohlfahrt (AWO) nicht die Monopolisierung der gesamten freien Wohlfahrt, jedoch konnten führende Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder die Caritas entscheidend zurückgedrängt werden.

Arnulf Scriba
16. September 2015

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