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Die Thule-Gesellschaft

Als logenartiger Bund trat die von Rudolf von Sebottendorf (1875-1945) im November 1918 in München gegründete Thule-Gesellschaft zunächst offiziell als "Studiengruppe für germanisches Altertum" in Erscheinung. In der Ideenwelt der Thule-Gesellschaft verbanden sich völkische Vorkriegstraditionen alldeutscher Kreise mit okkult-heidnischen Rassegedanken, die vor allem in antirepublikanischer Agitation und antisemitischer Propaganda ihren Ausdruck fanden.

Die Thule-Gesellschaft verfügte mit dem "Münchener Beobachter" über ein eigenes Presseorgan, das ab August 1919 als "Völkischer Beobachter" erschien und 1920 in den Besitz der NSDAP überging. Hervorgegangen aus dem 1912 gegründeten Germanenorden und dem mit ihm verbundenen antisemitischen Reichshammerbund, die in Verbindung mit dem völkischen Alldeutschen Verband standen, zählte die Thulegesellschaft zeitweilig bis zu 1500 Mitglieder. Zu den Mitgliedern und Gästen gehörten Rudolf Heß, Hans Frank, Karl Harrer (1890-1926), Gottfried Feder und Dietrich Eckart. Das Emblem der Organisation war ein Hakenkreuz mit Schwert.

Als rechtsradikaler Geheimbund war die Thule-Gesellschaft auch in Umsturzpläne verwickelt und unterstützte gegenrevolutionäre Gruppen. Zudem förderte sie den Aufbau der Deutschen Arbeiterpartei (DAP). Während der Revolution von 1918/19 organisierte sie einen militanten Kampfbund, der zusammen mit Freikorps an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt war.

Daniel Wosnitzka
29. Juli 2022

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