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Pariser Friedenskonferenz

Auf den Tag genau 48 Jahre nach der Proklamation des Kaiserreichs im Spiegelsaal von Versailles versammelten sich dort am 18. Januar 1919 die Repräsentanten der alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs zu Beratungen über die Friedensverträge. 32 Nationen nahmen an der Konferenz teil. Die Mittelmächte indes wurden nicht zur Konferenz zugelassen. Die wichtigsten Entscheidungen traf der "Rat der Vier", in dem die Regierungschefs von Großbritannien, David Lloyd George, Frankreich, Georges Clemenceau, und Italien, Vittorio Orlando (1860-1952), sowie der amerikanische Präsident Woodrow Wilson vertreten waren. Neben der Frage des Umgangs mit den Hauptkriegsgegnern Deutschland und Österreich-Ungarn stand die komplette Neuordnung Mittel- und Osteuropas im Zentrum der Debatten.

Die Diskrepanz zwischen den primär finanziellen Interessen Großbritanniens, dem Sicherheitsbedürfnis Frankreichs sowie der auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und dem Völkerbund fußenden Konzeption Wilsons führte häufig zu wenig praktikablen Kompromissen. So sollte etwa der Artikel 231 des Versailler Vertrags, der sogenannte Kriegsschuldparagraph, die umfassenden Reparationsforderungen der Entente-Mächte auf eine juristisch annehmbare Grundlage stellen. Nach der Überreichung des Vertrags an die deutsche Delegation am 7. Mai 1919 erhob sich in Deutschland aufgrund der präzedenzlosen Härte der Bedingungen und insbesondere wegen des Vorwurfs alleiniger Kriegsschuld ein Sturm der Entrüstung. Die zahlreichen deutschen Gegenvorschläge zu einzelnen Vertragspunkten brachten die Alliierten von ihrer harten Linie nicht ab. Sie beharrten auf der vorbehaltlosen Annahme aller Vertragsbestimmungen. Diese erfolgte am 23. Juni durch die in Weimar tagende Nationalversammlung. Mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags durch Reichsaußenminister Hermann Müller und Reichsverkehrsminister Johannes Bell am 28. Juni endete der erste Teil der Pariser Friedenskonferenz. Bis zum Sommer 1920 wurden auch Österreich, Ungarn, Bulgarien und der Türkei Verträge vorgelegt.

Gerhard Altmann, Arnulf Scriba
14. September 2014

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