> Weimarer Republik > Innenpolitik

Die Reichspräsidentenwahl 1925

Friedrich Ebert, dessen Amtszeit der Reichstag im Hinblick auf die Unruhen nach der Ermordung von Walther Rathenau bis Juni 1925 verlängert hatte, starb am 28. Februar 1925. Am 29. März fand in der Weimarer Republik die erste unmittelbare Reichspräsidentenwahl durch alle wahlberechtigten Männer und Frauen statt. Zum ersten Wahlgang kandidierten sieben Bewerber; die erforderliche absolute Mehrheit erreichte keiner. Für den zweiten Wahlgang am 26. April 1925 einigten sich die Parteien der Weimarer Koalition auf den Zentrumspolitiker Wilhelm Marx als gemeinsamen Kandidaten. Sein Sieg schien mit den Stimmen aus dem Lager des politischen Katholizismus, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) sicher. Das rechte Lager stellte den 78jährigen Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg auf, der als "Sieger von Tannenberg" auch unter den Anhängern der Koalitionsparteien Popularität genoss. Für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) trat Ernst Thälmann zu beiden Wahlgängen an. Die Bayerische Volkspartei (BVP) unterstützte jedoch nicht Marx, sondern den "preußischen Protestanten" Hindenburg, der mit 14,6 Millionen Stimmen (48,3 Prozent) knapp vor Marx (45,3 Prozent) zum neuen Reichspräsidenten gewählt wurde. Hindenburg, der aus seiner monarchistischen Gesinnung nie ein Hehl gemacht hatte, leistete zwar den Eid auf die Weimarer Verfassung, doch nach seiner Wahl verschoben sich die politischen Gewichte vom Reichstag zum Reichspräsidenten. 

Carola Jüllig
17. September 2014

lo