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    Werner von Blomberg

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Die Fritsch-Blomberg-Affäre

In einer geheimen Denkschrift zum Vierjahresplan erklärte Adolf Hitler im August 1936, die Wehrmacht müsse in "vier Jahren einsatzfähig, die deutsche Wirtschaft in vier Jahren kriegsfähig sein". Hitlers Plan eines baldigen Kriegs standen aber einige hochrangige Wehrmachtsangehörige skeptisch gegenüber. Vor allem Reichskriegsminister Werner von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres, Werner Freiherr von Fritsch, wiesen wiederholt auf die allgemeinen Risiken eines Kriegs hin. Zudem hielten sie den anvisierten Aufbau der Wehrmacht zu einer modernen und schlagkräftigen Armee innerhalb von nur wenigen Jahren für kaum realisierbar.

 

Um die Vorbereitungen für den beabsichtigten Krieg ungehindert voranbringen zu können, war Hitler viel an der Entmachtung der hemmenden Wehrmachtsführung gelegen. Die Gelegenheit dafür bot sich zu Jahresbeginn 1938. Am 12. Januar heiratete Blomberg Luise Margarethe Gruhn (1913-1978). Der NS-Führung blieb deren Vergangenheit als Prostituierte und Aktmodell nicht lange verborgen. Da Blomberg durch die Heirat die von ihm selbst verschärften Heiratsvorschriften und den Sittenkodex für Wehrmachtsangehörige bewusst missachtet hatte, musste er von allen politischen Ämtern zurücktreten. Zugleich nutzte die NS-Führung die Affäre, um am 4. Februar 1938 neben Blomberg auch den Kritiker Fritsch aus der Wehrmacht zu entlassen. In einer von Hermann Göring und Heinrich Himmler geführten Intrigenkampagne wurde Fritsch fälschlicherweise der Homosexualität beschuldigt und zunächst vom Dienst suspendiert. Vergeblich setzte Himmler den Sicherheitsdienst (SD) ein, um möglicherweise belastendes Beweismaterial gegen Fritsch zusammenzutragen: Ein Militärgericht sprach ihn im März 1938 von allen Vorwürfen frei.

Die Rückkehr auf seinen Posten als Oberbefehlshaber des Heeres blieb Fritsch allerdings verwehrt. Vielmehr nutzte Hitler die Affäre um Blomberg und Fritsch, das Kriegsministerium abzuschaffen. An seine Stelle trat das Hitler direkt unterstellte Oberkommando der Wehrmacht (OKW) unter Leitung von Wilhelm Keitel, das die Kriegsvorbereitungen widerspruchslos umsetzte.

Arnulf Scriba
14. September 2014

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