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Reichs-Landbund (Landbund)

Der Reichs-Landbund entstand im Januar 1921 als Interessenorganisation der Landbevölkerung durch einen Zusammenschluss des Bunds der Landwirte und des Deutschen Landbunds. Er wurde von ostelbischen Großagrariern dominiert und war im wesentlichen streng regional strukturiert. Mehr als 30 Landesverbände und etliche Reichsverbände wie der Reichsjunglandbund und Reichslandarbeiterbund waren dem Reichs-Landbund angeschlossen.

Mit über einer Million Mitgliedern war er die einflußreichste agrarpolitische Organisation der Weimarer Republik. Seinen politischen Einfluß übte der Bund vorzugsweise durch personelle Verflechtungen mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), der Deutschen Volkspartei (DVP), der Deutsch-Hannoverschen Partei (DHP) und dem Zentrum aus. Einige Regionalorganisationen wie der Thüringer Landbund, der Hessische Landbund, der Badische Landbund und der Württembergische Bauern- und Weingärtnerbund traten auch mit eigenen Listen zu Reichs- und Landtagswahlen an, konnten Wahlerfolge aber nur bis Mitte der 1920er Jahre erzielen. Leitende Funktionäre waren 1928 maßgeblich an der Gründung der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei (Deutsches Landvolk) beteiligt.

Die nationalkonservativen, teilweise monarchistischen, antikommunistischen und antisemitischen Ansichten seiner Mitglieder fanden nur geringe Beachtung in der politischen Programmatik des Landbunds. In erster Linie plädierte er für eine agrarprotektionistische Zoll- und Handelspolitik und die steuerpolitische Entlastung der Landwirte. Außenpolitisch verfolgte der Landbund expansionistische Ziele, die Rückgewinnung der Kolonien und Schaffung eines "Großdeutschen Reichs".

Ab 1930 näherten sich große Teile des Landbunds an die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) an. Führende Vertreter setzten sich offen für die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging der Landbund im Zuge der Gleichschaltung des landwirtschaftlichen Organisationswesens in den Reichsnährstand über.

Johannes Leicht, Arnulf Scriba
14. September 2014

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