Der Tatsachenbericht von Wolfgang Langhoff (1901-1966) erschien 1935. Das in der Erstauflage mit zeitgenössischer Verlegerdiplomatie noch durch den euphemistischen Zusatz "Unpolitischer Tatsachenbericht" charakterisierte Buch wurde als "die 'klassische Darstellung' des Konzentrationslager-Erlebnisses" bezeichnet. Es ist eines der "ersten öffentlichen Dokumente über das wahre Gesicht des Dritten Reiches und einer der ersten Versuche, die Welt zu warnen und zur Abwehr der drohenden Gefahr aufzurufen" (Vorwort zur ersten legalen Ausgabe in Deutschland 1946).
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Nach dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 wurde in Düsseldorf auch der Regisseur und Schauspieler Wolfgang Langhoff festgenommen, der als KPD-Mitglied und Aktivist auf proletarischen Kulturveranstaltungen von den Nationalsozialisten "der rote Hund" genannt wurde. Langhoff wurde, nach vier Monaten Haft in verschiedenen Gefängnissen aufgrund der von Hitler und Papen angeregten "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, vom 28. Februar 1933" unbefristet in "Schutzhaft" genommen. Er machte daraufhin Bekanntschaft mit jenen neu geschaffenen Haftstätten, die bei der großen Zahl von "Schutzhäftlingen" die herkömmliche Haftanstalten entlasten sollten, zuerst in Börgermoor im Emsland und vier Monate später, bis zu seiner Entlassung (31. März 1934) und der Flucht in die Schweiz (28. Juni 1934), in der Lichtenburg bei Torgau. Beide Lager gehörten zu den "frühen Konzentrationslagern", die zu Beginn des Dritten Reichs kurzfristig in vorhandenen Gebäudekomplexen eingerichtet worden waren und, bis auf Dachau, in den folgenden Jahren durch neu errichtete "KZ-Hauptlager" ersetzt wurden. Ihre Geschichte ist von Anfang an durch die Zeugnisse Überlebender dokumentiert. Von den Nationalsozialisten als "Greuelpropaganda" abgetan, machten die Erlebnisberichte entkommener "Konzentrationäre" einen wichtigen Teil der kämpferischen deutschsprachigen Exilliteratur aus.
W. A. Berendsohn bemüht sich in seiner Einführung in die deutsche Emigranten-Literatur (1946) um eine Systematisierung des "Lagerbuch"-Genres, ist in der Chronologie wie in den Folgerungen aber unpräzis, wenn er behauptet, mit Gerhart Segers "Oranienburg" (Karlsbad 1934) sei der Typus geprägt worden. Tatsächlich erschien das erste "Lagerbuch" bereits 1933 in Moskau. Es war die Erlebnisschrift "Im Mörderlager Dachau" des unter spektakulären Umständen entflohenen bayerischen KPD-Reichstagsmitglieds Hans Beimler. Später entstandene Lagerbücher (u.a. W. Bredel, "Die Prüfung", 1934; W. Hornung [d.i. Julius Zerfass] "Dachau", 1936; K. Hinrichs [d.i. Karl August Wittfogel] "Staatliches Konzentrationslager VII", 1936) zeigen, daß nur Langhoff sich bei der Konzeption der "Moorsoldaten" an Segers Vorbild orientiert hat, indem er an die Stelle eines Vorworts eine eidesstattliche Erklärung setzt und die chronologische und systematische Berichterstattung über den Aufenthalt im KZ folgen läßt. Langhoff, der sich zunächst an Agitproptexten versuchte und später in der thematisch den "Moorsoldaten" verwandten Erzählung "Eine Fuhre Holz" (1936) sein schriftstellerisches Talent nochmals unter Beweis stellte, bekommt seinen Stoff auch literarisch in den Griff. In distanzierter Haltung zum Erlebten schildert er realistische die "heranwachsende Einheit aller Antifaschisten in diesen Lagern". Nachdrücklich wird von allen Gefangenen die Volksfront als die entscheidende Voraussetzung für die Bekämpfung des Faschismus gefordert und in der Leidens- und Kampfessolidarität im Lager konkret verwirklicht.
![[Buch: Wolfgang Langhoff "Die Moorsoldaten. 13 Monate Konzentrationslager" (Titelblatt), 1935 ] [Buch: Wolfgang Langhoff "Die Moorsoldaten. 13 Monate Konzentrationslager" (Titelblatt), 1935 ]](/lemo/fileadmin/medien/lemo/images/r721904a.jpg)
Dem institutionalisierten Terror, der in einer breiten Skala von Schikanen, Gewaltätigkeiten und sich widersprechenden Anordnungen bestand, um aus dem Häftling entweder einen "Volksgenossen" zu machen oder ihn in den Selbstmord zu treiben, setzen die Gefangenen Widerstand entgegen. Die Lagerordnung, die die Häftlinge im Barackenbereich zu einer Art Selbstverwaltung verpflichtete, gestattete es, eine "geheime Leitung" aufzubauen, die ein Kontaktnetz errichtete und auf das praktische wie das politische Verhalten im Lager Einfluß nahm. Die Bemühungen um ideologischen Ausgleich und die Solidarität im Überlebenskampf aller Gruppen ermöglichten eine Verständigung der Häftlinge untereinander, von der das heute noch bekannte "Börgermoorlied" berichtet.
Die nüchterne, realistische Darstellung hat "Die Moorsoldaten" weltberühmt gemacht. Sie sind ein historisches Dokument, das auch nach den heute bekannten Berichten und Prozeßmaterialien nicht von seiner Gültigkeit eingebüßt hat.
(Kindlers Neues Literaturlexikon, Kindler Verlag, München 1990)
Ausgrenzung und Verfolgung
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- Lion Feuchtwanger: Die Geschwister Oppenheim
- Wolfgang Langhoff: Die Moorsoldaten