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    Baustelle der "Organisation Todt" bei Saint-Malo, 1943

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Die "Organisation Todt"

Die "Organisation Todt" (OT) entstand im Mai 1938, als Adolf Hitler den durch den Autobahnbau bewährten Fritz Todt mit den Arbeiten für den bis dahin von der Wehrmacht geleiteten Bau des Westwalls beauftragte. Dafür entwickelte Todt aus dem Zusammenwirken von Bauverwaltungen, privaten Firmen und bis Kriegsbeginn 1939 auch dem Reichsarbeitsdienst (RAD) eine effektive Institution. Sie war nicht das Ergebnis einer legislativen oder exekutiven Entscheidung, es gab weder einen Befehl noch ein Gesetz oder eine Verordnung über ihre Aufstellung. Den Namen "Organisation Todt" prägte Hitler auf dem Reichsparteitag 1938. Schnell entwickelte sie sich aus kleinsten Anfängen zur kriegswichtigsten Organisation außerhalb von Wehrmacht und Schutzstaffel (SS). Ihre Struktur änderte sich von Jahr zu Jahr, sie wurde den Erfordernissen der jeweiligen Aufträge angepasst.

 

Nach dem Bau des Westwalls bildete sich die OT mit Beginn des Zweiten Weltkriegs in eine militärisch gegliederte Bauorganisation um. Sie war Todt als Reichsminister für Bewaffnung und Munition direkt unterstellt. Die Bauformationen der Wehrmacht wurden in die OT eingegliedert. Die deutschen Arbeiter der OT trugen olivgrüne Uniformen und unterstanden einer quasi-militärischen Dienstpflicht. Sämtliche Baumaßnahmen der OT in den von Deutschland besetzten Gebieten sowie im Deutschen Reich stützten sich nach Kriegsbeginn vor allem auf angeworbene freiwillige Hilfskräfte aus den westeuropäischen Ländern. Ab 1943 mussten auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene unter schwersten Bedingungen auf den OT-Baustellen arbeiten. Gegen Ende 1944 verfügte die OT über rund 1.360.000 Arbeitskräfte, von denen nur etwa 60.000 Deutsche waren.

Im Herbst 1940 begannen Baumaßnahmen zum Ausbau der U-Bootstützpunkte an der französischen West- und Südküste sowie zur Errichtung von Großbunkern für U-Boote. Mit Befehl Hitlers vom Dezember 1941 begann der festungsartige Ausbau der europäischen Atlantikküste zum "Atlantikwall" durch die OT. Verbunkerte Artillerie- und Mannschaftsstellungen erforderten einen umfangreichen Personaleinsatz sowie riesige Materialmengen. Die wichtigsten Aufgaben der OT in den besetzten Gebieten waren neben der Errichtung von Verteidigungsanlagen der Bau von Verkehrswegen, Fernmeldenetzen, Fabriken, Rohstofförderungsanlagen, Brücken und Baracken. Ihr oblagen aber auch für die deutsche Kriegswirtschaft wichtige Arbeiten wie die Sicherstellung, Reparatur und Wiederinbetriebnahme wirtschaftlicher Einrichtungen und die Nutzung von Ressourcen in den eroberten Gebieten.

Nach dem Tod von Todt im Februar 1942 erfolgte unter seinem Nachfolger Albert Speer eine Neuorganisation der OT. Leiter der OT-Zentrale war seit Anfang 1941 Xaver Dorsch (1899-1986). Ab Anfang 1943 baute die OT Abschussbasen für die in der Entwicklung befindlichen "Vergeltungswaffen", der Flugbombe V1, der Fernrakete V2 und der Langrohrkanone V3 in Nordfrankreich. Im Sommer 1943 begann der OT-Einsatz im deutschen Reichsgebiet zur Behebung von Luftangriffsschäden, zum Ausbau von Luftschutzanlagen für die Zivilbevölkerung, für Bauvorhaben der Industrie sowie zur Errichtung von unterirdischen Rüstungs- und Treibstoffwerken.

Robert Thoms
17. September 2015

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