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Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation

Trotz ablehnender Haltung Adolf Hitlers gegenüber Gewerkschaften erfolgte 1928 auf Initiative des linken Flügels der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) die Gründung eines eigenen Verbands zur Werbung und Sammlung von Arbeitern. Der zuerst in Berliner Großbetrieben gebildeten Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) war die Rolle eines politischen "Stosstrupps" in den Betrieben zur Agitation der NS-Propaganda zugedacht. Die NSBO entwickelte während der Weltwirtschaftskrise beträchtliche Aktivitäten mit einem ausgesprochen sozialistischen Profil, wie es die Organisationsführung unter Gregor Strasser mit ihrem "nationalen Sozialismus" propagierte. Nationalsozialistische Arbeiter beteiligten sich wie beim Berliner BVG-Streik von 1932 an zahlreichen Arbeitsniederlegungen zur Verbesserung der Lohnsituation.

Unter dem Motto "Hinein in die Betriebe" leitete der Gauleiter von Berlin Joseph Goebbels 1931 einen Werbefeldzug zur Stärkung der NSBO in der Arbeiterschaft ein. Obwohl die NSBO innerhalb eines Jahrs um 200.000 auf 300.000 Mitglieder anwuchs, konnte sie bei den Betriebsratswahlen 1932 mit vier Prozent keinen großen Erfolg gewinnen. Während der Etablierung der NS-Herrschaft beteiligte sich die NSBO massiv an der Zerschlagung der Gewerkschaften im Mai 1933. Die Hoffnung, zum Kern einer nationalsozialistischen Einheitsgewerkschaft zu werden, wurde hingegen enttäuscht. Vielmehr übernahm die Deutsche Arbeitsfront (DAF) unter Führung von Robert Ley die Aufgabe, alle deutschen Arbeiter unter ihrem Dach zu versammeln. Mit der Ermordung Strassers und weiterer "antikapitalistischer" Organisationsmitglieder 1934 wurde der Einfluss der NSBO entscheidend beschnitten. Trotz Massenzulaufs blieb die Funktion der NSBO auf weltanschauliche Schulungen in den Betrieben reduziert. 1935 ging die NSBO in der DAF auf.

Arnulf Scriba
12. September 2014

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