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    Deutsche Truppen an der Fischerbastei in Budapest, 1944

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Ungarns "Sprung aus dem Krieg" ("kiugrás") 1944

Im Herbst 1944 erkannte die ungarische Führung unter Reichsverweser Miklós Horthy (1868-1957) die Aussichtslosigkeit, den Zweiten Weltkrieg an der Seite seines Verbündeten Deutschland noch gewinnen zu können. Nachdem bereits Bulgarien und Rumänien aus dem Bündnis mit dem Deutschen Reich ausgeschieden waren, wollte auch Ungarn den Zeitpunkt eines Seitenwechsels nicht verpassen - zumal die Rote Armee im September 1944 bereits auf ungarisches Territorium vorgedrungen war. Ende September reiste daher eine Delegation aus Budapest zu Verhandlungen nach Moskau. In einem am 11. Oktober unterzeichneten Waffenstillstand verpflichtete sich Ungarn, die Kampfhandlungen gegen die Rote Armee einzustellen, Deutschland den Krieg zu erklären und alle ab 1938 erworbenen Gebiete zu räumen.

 

Das geheime Abkommen mit der Sowjetunion und die geplante Festsetzung der in Ungarn stationierten Einheiten von Wehrmacht und Waffen-SS blieben der deutschen Führung allerdings nicht verborgen, und sie leitete entsprechende Gegenmaßnahmen ein. Bereits im März 1944 hatten deutsche Truppen Ungarn besetzt, um einen von der ungarischen Regierung anvisierten Frontwechsel zu vereiteln, der den Sowjets den Weg nach Wien freigegeben und das Ende dringend benötigter ungarischer Lebensmittellieferungen in das Reich bedeutet hätte. Während im Frühjahr 1944 Horthy als Staatsoberhaupt noch unangetastet blieb, ließ die deutsche Führung ihn nun am 16. Oktober durch den Reichsbevollmächtigten für Ungarn, Edmund Veesenmayer (1904-1977), verhaften und nach Deutschland bringen. Zuvor musste Horthy seine Demission unterzeichen, den Führer der ungarischen faschistischen Pfeilkreuzerbewegung, Ferenc Szálasi (1897-1946), zu seinem Nachfolger bestimmen und seinen am 15. Oktober bekanntgegebenen "Sprung aus dem Krieg" ebenfalls über den Rundfunk widerrufen.

Der Oberbefehlshaber der ungarischen 1. Armee, General Béla Dálnoki-Miklós (1890-1948), nahm die Verhaftung Horthys und die gescheiterten Friedensbemühungen zum Anlass für ein Überlaufen zu den Sowjets. Ab Dezember 1944 stand er einer von Moskau eingesetzten und in Debrecen residierenden ungarischen Gegenregierung vor, die dem Deutschen Reich Silvester 1944 den Krieg erklärte.

Kornelia Papp
19. Mai 2015

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