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    Propagandabericht über das KZ Dachau, 1933

> Der Zweite Weltkrieg > Völkermord

Das KZ Dachau

Auf Anordnung des Leiters der Politischen Polizei in Bayern und Polizeipräsidenten von München, Heinrich Himmler, wurde am 22. März 1933 ein Konzentrationslager (KZ) für männliche Häftlinge in der Nähe von Dachau bei München errichtet. Es unterstand ab Juni 1933 Theodor Eicke (1892-1943), der das KZ auf dem Gelände einer ehemaligen Pulverfabrik zum "Modell- und Musterlager" ausbaute. Der von ihm entworfene Konstruktionsplan für die Anordnung der Gebäude, Dienst- und Lagerordnung, Verwaltung und Kommandantur in Dachau wurde Vorbild für alle späteren Konzentrationslager. Die ersten Häftlinge in Dachau waren politische Gegner des NS-Regimes: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, teilweise auch liberale und konservative Politiker. Später folgten Kriminelle, Zeugen Jehovas, engagierte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle sowie vor allem Juden.

 

Allein nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 brachte die Schutzstaffel (SS) 10.000 jüdische Gefangene nach Dachau. Nach der Zerschlagung der "Rest-Tschechei" im März 1939 und nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wurden vor allem ausländische Häftlinge nach Dachau transportiert. Von Ende Oktober 1939 bis Mitte Februar 1940 blieb das Lager für die Ausbildung von SS-Einheiten geschlossen. Die Häftlinge wurden für diesen Zeitraum auf andere Konzentrationslager verteilt. Ab Oktober 1941 wurden mehrere tausend sowjetische Kriegsgefangene in das Lager gebracht und dort erschossen.

Im Winter 1942 begannen SS-Ärzte in Dachau mit medizinischen Experimenten an Häftlingen. Zur Erprobung von Medikamenten erzeugten sie unter anderem künstlich Phlegmone (Entzündungen). Des weiteren wurden Unterdruck- , Höhenflug- und Unterkühlungsversuche an den Häftlingen durchgeführt. 1942/43 ließ die SS im Krematorium von Dachau eine Gaskammer errichten, deren Inbetriebnahme jedoch nicht nachgewiesen ist. Alle jüdischen Häftlinge des Lagers wurden ab dem 5. Oktober 1942 aufgrund eines von Himmler in seiner Funktion als Reichsführer-SS erlassenen Befehls nach Auschwitz deportiert.

In den rund 170 Außenlagern des KZ Dachau arbeiteten die Häftlinge vor Kriegsbeginn hauptsächlich in SS-eigenen Handwerksbetrieben, im Straßenbau, in Kiesgruben sowie bei der Kultivierung von Mooren. Ab 1942 wurden sie verstärkt in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Aufgrund der vermehrten Luftangriffe beschloss die Lagerverwaltung im Sommer 1944, die Flugzeugfabrikation unter die Erde zu verlegen. Zu diesem Zweck holte sie über 30.000 größtenteils jüdische Häftlinge aus den osteuropäischen Vernichtungslagern nach Dachau. In zwei großen Außenlagerkomplexen bei Landsberg und im ostbayerischen Mühldorf begannen die KZ-Insassen mit dem Bau von riesigen unterirdischen Fabrikhallen.

Um die Befreiung der Häftlinge durch anrückende alliierte Truppen zu verhindern, schickte die Lagerverwaltung am 26. April 1945 rund 7.000 Häftlinge auf einen "Todesmarsch" in Richtung Süden und verließ zwei Tage später das Lager. Am 29. April 1945 wurde Dachau von amerikanischen Einheiten befreit.

Zwischen 1933 und 1945 waren in Dachau über 200.000 Menschen inhaftiert. Mindestens 32.000 von der Lagerverwaltung registrierte Gefangene kamen in Dachau ums Leben. Belegt sind außerdem Tausende namentlich nicht bekannte Opfer, sodass die Zahl der Toten bei über 41.500 liegt.

Nach der Befreiung inhaftierte die US-Armee im Lager SS-Angehörige bis zum Abschluss der "Dachauer Kriegsverbrecherprozesse" 1948. Anschließend dienten die ehemaligen Häftlingsbaracken mehrere Jahre als Unterkunft für Flüchtlinge und "Displaced Persons". 1960 wurde im ehemaligen Krematoriumsgebäude ein provisorisches Museum und fünf Jahre später eine "Gedenkstätte mit Museum" eröffnet.

Jenny Oertle
12. März 2021

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